Album der Woche - "Feel Zu Spät" von Fuffifufzich
Mit ihrem Debütalbum "Heartbreakerei" hat die Berliner Musikerin Fuffifufzich einen Erfolgsweg betreten und jetzt veröffentlicht sie das zweite Album "Feel zu spät".
Was als kleines Projekt im eigenen Wohnzimmer begann, entwickelte sich schnell zu einem Phänomen, das die Musikwelt begeistert. Jetzt hat Fuffi das schwere, zweite Album gemeistert und ist guter Dinge, sagt sie: "Ich glaube, wir haben uns so ein bisschen in unseren Skills gesteigert. Also der jung Jojo, der das alles produziert und ich vielleicht auch mit dem Mut, noch ein bisschen persönlicher zu werden. Darüber bin ich sehr happy."
Fuffifufzich, die Musikerin, wurde 2018 aus der Taufe gehoben. Es gab schnell eine Resonanz und die Möglichkeit, in der Volksbühne ein Konzert zu geben. Da gab es gerade mal vier Songs. Die hat sie einfach doppelt gesungen und das Publikum lag ihr zu Füßen. Ebenso lief es bei den Auftritten 2022 und 2023 beim Berliner Pop-Kultur-Festival. 2023 beim Konzert im Kesselhaus war die Autorin selbst anwesend und vollkommen begeistert. Es ist etwas an der Musik von Fuffifufzich, das nicht so schnell in Worte zu fassen ist. Fuffis Musik handelt von Liebe und steht für Gefühl, ist aber nicht rührselig oder kitschig. Sie ist laidback, aber nicht elegisch und auf keinen Fall zieht sie runter. Fuffis Musik baut auf, tröstet und macht Spaß. Hat Witz und Tiefgang und kann ungemein unterhaltsam sein. Vor allem auf der Bühne!
Fuffi selbst spricht mit Leidenschaft über die Bedeutung ihrer Konzerte. Ein Detail sticht dabei hervor: Die Künstlerin läuft absichtlich von rechts nach links auf der Bühne, damit alle Zuschauer, unabhängig von ihrem Platz, die Performance hautnah erleben können. Diese Aufmerksamkeit für die Fans zeigt sich auch in ihrer regelmäßigen Präsenz nach den Konzerten, wenn sie sich am Merch-Stand mit ihrem Publikum unterhält. Es sei einfach wichtig, sich mit den Menschen auszutauschen, die ihre Musik unterstützen – sie sind schließlich ein essentieller Teil des Erfolgs. "Ohne die Leute würde es nicht funktionieren", so Fuffi. Es ist die Art von Austausch, die für sie Musik so bedeutungsvoll macht: Menschen auf emotionaler Ebene zu erreichen und eine Gemeinschaft zu schaffen.
Vergleiche mit Falco
Spricht man von Fuffi, kommt oft der österreichische Übermusiker Falco zur Sprache, eine Ikone, mit der sie immer wieder verglichen wird. Sei es wegen ihren zurückgekämmten Haaren, der Sonnenbrille oder auch wegen ihrer Texte, die ähnlich wie bei Falco aus Deutsch und Englisch zusammengeschmolzen sind. "Ich nehme das als Kompliment", sagt sie, aber betont auch, dass sie sich niemals bewusst an Falcos Stil anlehnt. Fuffi weiß die Verbindung zu Falco zu schätzen, doch sie betont, dass ihre eigene Musik von einer Vielzahl von Einflüssen geprägt ist. Es sei schwer, sich auf einen einzigen Künstler festzulegen. Eine witzige Anekdote dazu spricht Bände: "Eine lustige Geschichte. Ich erzähle die jetzt, obwohl die mir auch ein bisschen peinlich ist. Ich habe irgendwann mal so einen Mix der Woche bei meinem Streamingdienst bekommen und da kam so ein Lied, wo ich dachte, hey, das taugt mir voll. Ich saß aber auf dem Fahrrad und konnte nicht aufs Display gucken. Ich dachte, vielleicht können wir den Künstler als Support Act für unsere Tour anschreiben. Später bekam ich raus, es war ein eher unbekannter Song von Falco! Ich musste krass lachen!"
Der kreative Prozess war langwierig
Eines ist klar: Der österreichische Einfluss auf die deutschsprachige Musikszene allgemein ist nicht von der Hand zu weisen. "Ich finde es cool, dass Wien so viele talentierte Künstler hervorbringt", sagt Fuffi, die die Stadt für ihre Kreativität und ihre Atmosphäre schätzt. Sie selbst wird häufig für eine Österreicherin gehalten, was sie mit einem Schmunzeln kommentiert.
Mit ihrem neuen Album "Feel zu spät" stellt Fuffi einmal mehr ihre Fähigkeit unter Beweis, Emotionen und persönliche Erfahrungen in Musik zu verwandeln. Der Titel des Albums und der gleichnamige Song spiegeln die zentrale Thematik wider: Die oft vergebliche Sehnsucht nach Liebe und das Gefühl, zu spät zu sein. Fuffi beschreibt den Song als eine der größten Herausforderungen des Albums. "Es gibt zehn verschiedene Versionen dieses Songs", gibt sie zu. Der kreative Prozess war langwierig, da sie sich unsicher war, welche Richtung der Song nehmen sollte. Doch am Ende sei sie stolz auf das Ergebnis, da es ihre Emotionen und Gedanken auf eine sehr persönliche Weise widerspiegele.
Songs über Gefühle, Liebe und den Komplikationen
Die Songs auf dem Album sind tiefgründig und handeln von Gefühlen, Liebe und den Komplikationen, die mit zwischenmenschlichen Beziehungen einhergehen. "Es geht darum, den richtigen Moment zu finden, um sich wirklich zu begegnen", erklärt Fuffi. Sie spricht von der Schwierigkeit, Zuneigung zu zeigen und zu empfangen, und beschreibt ihre Songs als Ausdruck dieser inneren Kämpfe. In einem Song wie "Feel zu spät" geht es nicht nur um die Sehnsucht nach Liebe, sondern auch um die Blockaden, die oft zwischen den Menschen stehen. Es ist der Wunsch, Nähe zu erfahren, aber gleichzeitig die Angst, sich verletzlich zu machen.
"Die Liebe ist kompliziert", erklärt sie und fügt hinzu, dass das Annehmen von Zuneigung genauso schwierig sein kann wie das Suchen nach der richtigen Verbindung. Schließlich sei es wichtig, dass wir mit unseren Ängsten umgehen. Sie betont, dass es wichtig ist, Ängste nicht zu unterdrücken, sondern anzunehmen, um schließlich Frieden mit ihnen zu machen. "Ich habe das große Glück, dass ich Musik machen kann. Das hilft mir, meine Gedanken und Ängste zu verarbeiten", erklärt Fuffi. In Zeiten von Angst und Unsicherheit sei es wichtig, sich daran zu erinnern, dass auch schwierige Phasen vorübergehen.
Zur Liebe sollte man auf jeden Fall auch immer die Selbstliebe dazu addieren. "Ich glaube, wir Menschen sind oft viel zu hart mit uns selbst und verurteilen uns dafür, wenn wir nicht genug leisten, zum Beispiel", sagt Fuffi. "Ich merke das ja auch bei mir selber, vor allem jetzt als selbstständige Musikerin. Ich kann ja immer arbeiten und mir fällt es total schwer, da mal zu sagen: 'Nein', weil man dann denkt, es reicht vielleicht nicht, aber es reicht halt doch am Ende."
Selbstliebe fördert auch die Liebe zu anderen, denn können wir uns akzeptieren, wie wir sind, so können wir das auch bei anderen. Wir alle haben ab und zu ein Leck. René Pollesch nannte es Knacks. Na und?! Nobody is perfect! Wie langweilig wäre das denn?!
"Ich habe noch nie eine Person getroffen, die gesagt hätte: Mein Leben war von A bis Z richtig geil", sagt Fuffi. Wir haben Lecks und die sind interessant. Davon erzählt der Song "Lack again". Ja, sie sind nervig und anstrengend auch, aber es ist interessant, wenn man daran arbeiten kann. "Und es ist schön, für jede Person zu merken, wenn man irgendwie Fortschritte macht. Denn alle Dinge brauchen Zeit: Liebe braucht Zeit, Heartbreak braucht Zeit, Wachsen braucht Zeit."
Die zwei großen Themen des Albums sind Liebe und Zeit. Klar, dass einer der Schlüsselsongs dazu natürlich "Ich liebe dich eventuell für immer" ist. "Ich finde es irgendwie ehrlicher", meint Fuffi, "und es nimmt ein bisschen Druck raus, wenn man sagt: ‚Ich liebe dich eventuell für immer." Dieses Wörtchen ‚eventuell‘ zeigt doch, dass wir eh nicht wissen, was das Leben mit sich bringt. "Zeit verändert alles, niemand kann jemand anderem eine Garantie geben." Die Unbeständigkeit des Lebens bleibt unbeständig. Manchmal liegt die schönste Zeit, so denkt man kurz, hinter einem. Die Vergangenheit strahlt mit ihren Highlights in die Gegenwart und bringt Fuffi dazu, den Song "Ich häng so an dieser Zeit" zu schreiben. "Es ist einfach wirklich komplex mit der Zeit und der Liebe. Ich glaube, es hat mich beschäftigt, weil ich es einfach krass finde, dass Sachen sich immer verändern und in Bezug auf Liebessachen denke ich, dass es so krass ist, erst jemanden zu lieben und man eben denkt ‚Forever.‘ Aber es geht vorbei und mit ist plötzlich in der Lage, jemand anderen zu lieben."
Der Song "Hoffnung" bildet nicht zufällig den Abschluss des Albums. "Ich habe mir die Hoffnung als Person vorgestellt", erklärt Fuffi, darum fragt sie in dem Song "Hoffnung bist du noch da". Die Welt, in der wir leben, meint sie im Gespräch, scheint zunehmend von Krisen geprägt zu sein, doch sie glaubt fest daran, dass es eine wichtige Aufgabe ist, nicht aufzugeben. "Es geht darum, den Glauben zu bewahren, auch wenn alles um uns herum zusammenzubrechen scheint", sagt sie und betont, dass dies auch der zentrale Gedanke in ihrer Musik ist. "Hoffnung bitte stirb nicht jetzt, bevor die Welt ein schlechtes Ende nimmt", lautet eine Zeile in dem Song. "Hoffnung du warst doch immer da - verlässlicher Partner in all den Jahren." Mehr Liebe, kein Hass, soll das Motto sein und Fuffi sagt: "Ich bin überzeugt davon, wenn man daran irgendwie mehr Arbeit leisten würde und wenn man mehr Liebe spreaden würde, dann könnte die Welt auf jeden Fall ein besserer Ort sein. Wir müssen jetzt einfach alle was tun. Ich glaube, das Schlimmste, was man gerade machen kann, ist, zu resignieren und zu sagen: Nein, da geht jetzt nichts mehr. Und egal, was man macht, ob es Musik machen ist, oder auf die Straße gehen, mit Leuten sprechen, einfach etwas tun. Das ist wichtig. Und Dafür habe ich auch diesen Song irgendwie so geschrieben!"
Claudia Gerth, radioeins
Tracklist
1. | Intro |
2. | Feel it |
3. | Ich häng so an dieser Zeit |
4. | Ich liebe Dich evtl. für immer |
5. | Lack again |
6. | Crash |
7. | Navigator (feat. Alli Neumann) |
8. | Feel zu spät |
9. | Feel zu spät Megamix |
10. | Hoffnung |