Plattenkritik - "Mr. Luck & Ms. Bloom" von The Delines

"Mr. Luck & Ms. Bloom" von The Delines
"Mr. Luck & Ms. Bloom" von The Delines | © Dedcor

Willy Vlautin ist nicht nur ein Songwriter und Geschichtenerzähler par excellence, er schreibt auch sehr erfolgreiche Romane und Drehbücher. Vielleicht wirken deshalb die Songs seiner Band The Delines wie kleine Kurzgeschichten. Vlautin beschreibt in ihnen die komplexen Beziehungen der Menschen untereinander, es geht Gestrandete, schräge Gestalten und Menschen am Rande der Gesellschaft.

The Delines kommen aus Portlland und ihre Musik ist ein feiner Mix aus Country und Soul, mit Bläsern, Harmonium und allem, was dazu gehören muss. Vlautin ist zwar der Bandleader und Songwriter, hält sich aber sehr zurück. Früher sang er seine Songs selbst, bei The Delines übernimmt diese Rolle Amy Boone. Mit ihrer eindringlichen, warmen Soulstimme verkörpert Amy Boone die Protagonisten der Songs perfekt. Die Band spielt seit Jahren in derselben Besetzung und das hört man. Denn die Musiker haben ihren einzigartigen Sound gemeinsam erarbeitet, harmonieren traumhaft und sorgen so für eine warme Atmosphäre, die so selten zu hören ist.

Die Songs des neuen Albums "Mr. Luck & Ms. Bloom" gehen unter die Haut und thematisieren die Schatten und das Licht des Lebens in unserer Zeit. Auch die Verzweiflung über die Wiederwahl von Trump hat seine Spuren in den Texten hinterlassen. Richtig traurig klingen The Delines aber selten, denn oft kommt ein Curtis Mayfield Groove hinzu. Ja, zu The Delines lässt es sich auch gut tanzen!

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Country und Soul viel gemeinsam haben, dann ist es die Musik von The Delines. "Mr. Luck & Ms. Bloom" hat das Zeug zum Klassiker!

Carsten Wehrhoff, radioeins ("Passion")

Ps: Am 12. Mai treten The Delines im Privatclub/Berlin auf.