Zum 50. Todestag - "Ein Schrei nach Liebe" - Janis Joplin

Ihr ganzes Leben war Janis Joplin auf der Suche nach Liebe, wirklich gefunden hat sie sie nicht. All ihre Verletzlichkeit, Trauer und Wut hat Janis Joplin sich von der Seele gesungen...
Dass sie von ihren Mitschülern im College zum "hässlichsten Mann" des Jahrgangs gewählt wurde, hat Janis Joplin nie verwunden. Freunde und Weggefährten bestätigen, das Janis Joplin die Verletzungen aus ihrer Kindheit ihr ganzen Leben lang mit sich herumgeschleppt hat. Sie war immer eine Außenseiterin und fühlte sich zu Außenseitern hingezogen. Ihre Liebe zum Blues ist da keine Überraschung, Janis Joplin hat die Aufnahmen von Leadbelly, Odetta oder Bessie Smith hoch und runter gehört und daraus ihren eigenen Gesangstil entwickelt. Keine weiße Sängerin vor und nach ihr hat jemals diese Intensität erreicht. Zwischen flüstern und schreien, kraftvoll und voller Schmerz, wer Janis Joplin singen hört, muss berührt sein.
Als sie 1966 als Sängerin bei der Band Big Brother & the Holding Company einstieg, schien Janis Joplin endlich ihr Glück zu finden. Die Kombination war musikalisch perfekt und die Gruppe wurde für Janis Joplin auch emotional zur Stütze. Hier behandelten sie alle mit Respekt und Liebe. Zwei großartige Alben nahmen sie gemeinsam auf, der Auftritt beim Monterey Festival war ein Triumph, aber dann trennte sich Janis Joplin wieder von der Band.
Sicher auch auf Druck oder Anraten der Plattenfirma, denn sie erkannte das kommerzielle Potential als Solokünstlerin und hielten ihr Verbleiben bei Big Brother & the Holding Company für ein Hindernis. Doch mit der Kozmik Blues Band lief es nicht gut, vor allem zwischenmenschlich, denn es war keine "Band Of Brothers", sondern eine zusammengestellte Begleitband. Und was erschwerend hinzukam, Janis Joplin war einfach keine Bandleaderin.
Das gemeinsame Album blieb hinter den Erwartungen zurück, Janis Joplins Drogen & Alkoholkonsum eskallierten und ihr Auftritt in Woodstock war drogenumnebelt. Immer wieder versuchte Janis Joplin ihre Abhängigkeiten in den Griff zu bekommen, aber die Dämonen ließen sie nicht los und mit ihren Liebesbeziehungen hatte sie wenig Glück.
1970 schienen sich für Janis Joplin die Dinge zum Guten zu wenden. Mit der Full Tilt Boogie Band hatte sie endlich wieder Musiker an ihrer Seite, mit denen sie musikalisch und menschlich gut harmonierte. Gemeinsam spielten sie das Album "Pearl" ein, das zu ihrem größten Erfolg werden sollte, auch bzw. weil es ihr Vermächtnis war. Pearl wurde drei Monate nach Janis Tod veröffentlicht, enthielt die Klassiker "Mercedes Benz", "Cry Baby" und vor allem "Me And Bobby McGee", das Kris Kristofferson ihr auf den Leib geschrieben hatte.
Janis Joplin starb am 4. Oktober 1970 an einer Überdosis Heroin, nur kurz nach Jimi Hendrix. Doch mit ihrer Musik bleiben beide für immer unvergessen. Die Verletztichkeit und die Kraft, die in ihrer Stimme lag, bleibt unerreicht.
Trotz aller zur Schau getragenen Exzentrik ist Janis Joplin im Kern immer das "Little Girl Blue" geblieben, eine geschundene Seele auf der Suche nach Liebe und Anerkennung.
In der Arte Mediathek ist momentan die sehr berührende Doku "Little Girl Blue" abrufbar, die man sich nicht entgehen lassen sollte!
10 unsterbliche Tracks
1. Little Girl Blue | ||
2. Cry Baby | ||
3. Me And Bobby McGee | ||
4. Ball And Chain (Live Monterey Festival 1967) | ||
5. Summertime | ||
6. Trust Me | ||
7. Maybe (Live 1969) | ||
8. I Need A Man To Love | ||
9. One Night Stand | ||
10. Piece Of My Heart |