Kino in der Kirche - Spreewald Lichtspiele
in Lübben
„Ihr seid besser als die Großen“, habe ein Filmverleiher zu Matthias Hahn gesagt. Der Betreiber der Spreewald Lichtspiele hätte es sich kaum träumen lassen, dass sein Kino einmal das meiste besuchte Kino Deutschlands ist.
Die Geschichte des Lübbener Kinos ist eine lange. Seit den 1920er Jahren existiert das Lichtspielhaus in der Lübbener Altstadt. Früher hieße es mal „Liuba-Lichtspiele“ und wurde im Lübbener Volksmund „Li-Li“ genannt. „Wir gehen ins Li-Li“, hieß es dann oft. Während des 2. Weltkriegs sei das Haus stark zerstört worden, berichtet Matthias Hahn. Er habe sich auf die Suche der Geschichte seines Kinos gemacht und dabei auch Fotos entdeckt, wie das Haus mit der Unterstützung von Ochsenkarren wieder errichtet wurde. Nach dem Wiederaufbau nahm die Filmbezirksdirektion Cottbus den Betrieb in den Lichtspielen wieder auf. Schon in der DDR existierte die „Kinoklause“, eine ans Kino angrenzende Gaststätte. Sie wurde von Matthias Vater, Manfred Hahn, betrieben.
„Weil das Kino nebenan war, bin ich schon als kleiner Junge durch den Kinosaal gelaufen und habe beobachtet wie die Filme im Vorführraum zusammengesetzt wurden“, berichtet Matthias Hahn.
2008 ging der letzte Betreiber des Kinos insolvent und Manfred Hahn wurde Eigentümer des ganzen Hauses. „Er sagte zu mir: ‚Du hast dich schon immer für Kino interessiert. Du machst das jetzt.‘ Also habe ich angefangen Kino zu machen“, sagt Matthias Hahn. Die drei Säle, die das Haus damals hatte, haben sich zu der Zeit nicht rentiert, daher hat die Familie umgebaut. Der Vater hatte die Idee die ehemalige Kinoleiterin, Liane Schulz, wieder ins Boot zu holen. Gemeinsam brachten sie das Kino wieder auf die Beine und am 13. Oktober 2011 konnte schließlich neu eröffnet werden. Die Lübbener seien überglücklich gewesen, dass sie nicht mehr nach Cottbus oder Berlin ins Kino fahren müssten. Der Saal sei am Anfang ständig ausverkauft gewesen - so auch am Tag der Eröffnung. Der Vater, Manfred, stand trotz Verletzung und Krücken vor dem Haupteingang und begrüßte die Gäste. In der Kinoklause gab es zur Feier des Tages vier Stunden Freibier. „Er war so glücklich“, berichtet Matthias Hahn. Aber nicht nur deshalb werde er den Tag nie vergessen. In der zweiten Vorstellung sei der Projektor kaputt gegangen. Monate lang habe er geübt die Filme einzulegen und abzuspielen. Zum Glück konnte der Defekt innerhalb einer Stunde repariert werden. Er habe die Besucher unterhalten. Sie haben gegessen und getrunken und alle sind geblieben. „Aller Anfang ist schwer. Es war ein Chaotenstart vom Feinsten, aber so konnte es ja nur noch besser werden“, sagt Matthias Hahn, wenn er heute an den Tag zurückdenkt. Und es wurde nur noch besser.
Die Gaststätte hat Matthias 2014 von seinem Vater übernommen, renoviert und mit einer Terrasse erweitert. 2015 holte er zum ersten Mal die „Fête de la Musique“ nach Lübben. Neben dem Kinoprogramm organisiert Matthias auch diverse Kultur- und Musikveranstaltungen, wie zum Beispiel die „Sommernachtsmusikabende“. Sie kosten keinen Eintritt, es wird nur darum gebeten Hunger, Durst und gute Laune mitzubringen. Da würde dann auch mal bis spät in die Nacht getanzt werden, sagt Matthias Hahn. Später wurden aus einem Kinosaal zwei und die Besucher kamen weiterhin in Scharen. 2019 zählte man 40.000 Besucher in den Spreewald Lichtspielen. Nun sollen aus zwei Kinosälen sogar drei werden, was Matthias Hahn mit einem unglaublichen neuen Plan verwirklichen will. 2020 kaufte er eine Kirche in der Straße zum Kino und baut sie nun zu einem Kinosaal um. Dort werde er dann vor allem Arthouse-Filme zeigen. „Ich möchte den Lübbenern noch mehr Kultur bieten und ich habe immer davon geträumt ein Kino mit 200 Sitzplätzen zu haben.“ Sein Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit der Eröffnung seines Traums, der Kirche und dem Kino mit 200 Sitzplätzen rechnet er im kommenden Jahr, 2022.