Die letzte kulturelle Bastion - Spreekino
in Spremberg
Ein großes Kino mitten im Zentrum einer kleinen Brandenburgischen Stadt? Geht das? Ja, es geht. Das beweist das Spreekino in Spremberg. Vor 22 Jahren hat man am Spremberger Markt ein Kino mit vier Sälen und 500 Plätzen gebaut. Ausgerechnet im vergangenen Jahr hat sich jede Menge im Spreekino verändert.
Heute ist das Kino nicht nur ein Kino, sondern versteht sich als Kulturstätte mit einem wichtigen Auftrag. Michael Apel, der Geschäftsführer der Spremberger Kino- und Kultur GmbH, die das Kino betreibt, hebt die Funktion des Kinos als kulturellen Ankerpunkt hervor. Viele Gäste kämen aus den umliegenden Dörfern und sogar aus Sachsen.
In dem wöchentlich neuen Angebot gibt es Mainstreamkino und Programmkino für alle aus der Region. Apel, der seit Januar 2020 in seiner Funktion ist, hat den Fokus noch mehr auf Veranstaltungen zum Film gelegt und diverse neue Aktionen gestartet. In der Rubrik „Die kleine Filmakademie“ wird jeweils ein Autor, Regisseur oder Schauspieler vorgestellt. In der „Rumpelkammer“ packt Apel Filme der 20er, 30er und 40er Jahre wieder aus. Nachdem einige Filmausschnitte gezeigt wurden, wird in einem Vortrag über die Kinogeschichte und Kinotheorie geredet. Referiert wird auch in der neuen Veranstaltungsreihe „Der Lieblingsfilm“. In Kooperation mit dem Verein Lausoziale e.V., der sich für Lausitzer Filmkunst engagiert, stellen Vereinsmitglieder ihren persönlichen Lieblingsfilm vor. „Neben den Hintergrundinformationen zur Filmproduktion und den historisch spannenden Kontexten der Filme, berühren mich bei diesen Events die persönlichen Geschichten der Menschen. Wann haben die Vortragenden den Film zum ersten Mal gesehen und was verbinden sie damit?“, sagt Apel. Seit das Kino 2020 zum zweiten Mal schließen musste gibt es das „Spreekino Quiz“ auf Facebook. Jeden Tag findet so ein buntes, lustiges, heiteres Rätselraten rund um Filme und Lichtspielhäuser online statt. Wer am Ende, an dem Tag an dem das Spreekino wieder öffnen darf, die meisten Punkte hat, kann als Hauptgewinn einen 100 Euro Kinogutschein bekommen. „Auf diese Weise wollen wir den Kontakt zu unseren Gästen halten und auf die Situation der Kinos aufmerksam machen, immerhin geht es hier um eine 100-jährige Kulturgeschichte, die verloren zu gehen scheint“, sagt Apel. Er denkt sich auch alle Fragen für das Spreequiz aus. Kein Problem für ihn, denn er hat sich schon immer für das Kino begeistert. Sein Hobby ist übrigens „Tanz im Film“. Auf der ersten Videokassette von Dirty Dancing suchte Apel verzweifelt den Namen des Choreografen. Nach dieser ersten Recherche widmete er sich den Nachforschungen und blieb dem Kino stets verbunden.
Während das Kino 2020 aufgrund des Covid-19-Virus lange geschlossen bleiben musste, richtete Apel auf dem Parkdeck ein Hofkino ein und zeigte die Filme kurzerhand unter freiem Himmel. Da die Baugenehmigung für einen Leinwandbau auf sich warten ließ, wurde zunächst einfach die Wand weiß gestrichen und los ging es. Später kamen zu den Filmvorführungen noch Konzerte hinzu. Als die Bayreuther Festspiele 2020 abgesagt wurden, nahm das Kino eine Oper ins Programm auf. Auf diesen Wegen schaffte es das Kino in Spremberg auch im Sommer der Corona-Pandemie den Menschen aus der Region Kulturveranstaltungen zu bieten.
Eines der ersten Projekte von Michael Apel war der Bau einer Bühne im größten Kinosaal. „In Spremberg gibt es kein Theater und somit keine Bühne, die Künstler und Künstlerinnen sind bisher also auch nicht hergekommen. Mit der Bühne schaffen wir einen Auftrittsort in der Region.“ Wenn demnächst auch das Foyer umgestaltet und eine Garderobe eingebaut ist, plant Apel Kombi-Events – erst einen Film aus den 20er Jahren schauen und dann im Foyer tanzen und die passenden Cocktails genießen.
Als Programmkino kann das Spreekino sehr flexibel reagieren. Unter anderem sind daher auch kleine Kinovorstellungen in den umliegenden Dörfern geplant. Mit einer mobilen Leinwand und Unterstützung von lokalen Vereinen entsteht dann ein Kulturabend, zu dem die Menschen zu Fuß kommen können und ihre Bekannten und Nachbarn treffen können.
„Wir sind ein wichtiger Ort für die Spremberger. Wenn es uns, das Kino, nicht mehr gäbe wäre das verheerend. Wir haben die Verantwortung für alle da zu sein und das Kino zu erhalten“, sagt Apel. Das Kino Spremberg die letzte kulturelle Bastion der Region.