Tanzen im Kino - Kino Union
in Friedrichshagen
Erst ins Kino und dann auf die Tanzfläche? Im Kino Union in Friedrichshagen geht beides. Mehrfach im Monat verwandeln sich die Säle des Lichtspielhauses abends in Tanzflächen. Die Kombination von Kino und Tanz reicht bis in die Anfänge des Hauses zurück.
1870 wurde am Bahnhof Friedrichshagen nicht weit vom Müggelsee ein Bürgerhaus mit einem angrenzenden Tanzsaal erbaut, welcher nur über das Bürgerhaus betreten werden konnte. Erst 1914, nach einem Umbau, wurde in dem Tanzsaal das Kino eröffnet. Zeitgleich wurde aus der Kutschzufahrt zum Hof eine Wandelhalle, das heutige Foyer. Aufgrund von Bombenschäden, die im zweiten Weltkrieg entstanden sind, musste der Spielbetrieb einige Zeit unterbrochen werden. Nach der Wiedereröffnung in den 50er Jahren kam es zu einem Brand, der einige Teile des Gebäudes zerstörte.
1994 verkaufte die Treuhand das Kino an den Entertainer Wolfgang Lippert, der große Pläne mit dem Kino hatte. Er musste das Kino jedoch Mitte der 1990er Jahre an einen Bauunternehmer verkaufen, der in dem alten Gebäude ein Multiplex-Kino einrichten wollte. Auch diese Pläne wurden nicht umgesetzt und so musste 1998 der Spielbetrieb eingestellt und das Kino geschlossen werden. Die Friedrichshagener gründeten daraufhin eine Bürgerinitiative „Rettet das Kino Union“, sammelten Unterschriften und demonstrierten für den Erhalt.
Im gleichen Jahr, 1998, zog Matthias Stütz, der heutige Inhaber des Kinos, nach Friedrichshagen. Die Bürgerinitiative und das leerstehende Haus faszinierten ihn. Nachdem es bereits 5 Jahre geschlossen war kaufte er (noch vor dem Abschluss seines Architekturstudiums) vor nunmehr 17 Jahren das Haus, renovierte es mit Freunden und bekam durch viel Glück die Kinositze und Kino-Technik zu günstigen Konditionen. Bereits im Dezember 2003 wurde das Kino wiedereröffnet und verzeichnet seitdem steigende Besucherzahlen.
Vor drei Jahren wurde ein Anbau realisiert, bei dem das Haus um zwei Säle erweitert wurde. Aus dem Kino mit bis dahin nur einem Saal wurde ein Kino mit drei Sälen, die nun eine Kapazität von insgesamt 340 Sitzplätzen für die Kinobesucher bieten. Der alte Saal bot ursprünglich Platz für 550 Gäste. Nach dem Umbau im Jahr 2017verblieben in dem Saal noch 160 Plätze, die aber Tische an den Kinositzen bieten. Mit etwas Glück können Sie Matthias Stütz im alten Saal des Kino Union auf seinem Lieblingsplatz mit der Nummer 13 entdecken.
Neben dem Kinoprogramm wird im Kino Union auch heute noch getanzt. Jeden Samstag ab 23 Uhr wandeln sich die Säle des Kinos in Tanzflächen. Einmal im Monat beginnt die Party schon um 21 Uhr. Darüber hinaus finden jährlich auch mehrere hundert Sonderveranstaltungen wie Poetry Slams, Lesungen, Vorträge, Sitzungen und Geburtstagsfeiern statt. Stütz beschreibt sein Kino als Kultur- und Bürgerhaus. Die Kombinutzung macht das Kino einzigartig und schließt einen Kreis zu den Anfängen des Hauses als in diesen Räumen bereits getanzt wurde.