Arthouse im Umspannwerk - Kino im Kulturhaus Spandau
in Spandau
Neue blaue Kinosessel und ein frisch gestrichener Saal – so erscheint das Kino im Kulturhaus Spandau nach der ersten Renovierung seit Bestehen des Kinos. Besucherinnen und Besucher können es sich bequem machen, während angesagte Arthouse Filme und Independent-Produktionen über die Leinwand flimmern.
Mitten im Herzen der Altstadt Spandau, direkt neben dem historischen Rathaus befindet sich das Kino im Kulturhaus Spandau. Beim Haus handelt es sich um ein in den 1930er Jahren entstandenes ehemaliges Umspannwerk. Seit 1986 wird es als Kulturhaus genutzt und ist seit 1987 das zu Hause eines Lichtspieltheaters mit einem Saal. Bis heute ist es durch die Hände vieler privater Betreiber gegangen. Es gab Zeiten, da war das Kino das einzige in Spandau. Es wurden Blockbuster gezeigt und die Sitzplätze hätten zu einer Veranstaltung mehrfach verkauft werden können. Der Andrang war groß. Als das Kinocenter in der Havelstraße eröffnete, wanderte das Publikum ab und aus dem Kino wurde eine Probenbühne für das ebenfalls im Kulturhaus ansässige Theater.
Roman Colm, der heutige Betreiber des Kinos im Kulturhaus Spandau, wurde 2004 auf die Räumlichkeiten aufmerksam und fand ein spielfertiges Kino vor. „Die Projektoren waren mit Tüchern abgedeckt und der Saal schien jahrelang nicht gelüftet worden zu sein, aber ich habe daran geglaubt“, sagt Colm. Ein halbes Jahr lang betrieb er das Kino mit der Yorck Kinogruppe zusammen. Diese ist dann aus dem Projekt ausgestiegen, während Colm das Kino allein weitergeführt hat. „Wir haben mit rund 9.000 Besuchern im Jahr begonnen. Mittlerweile haben wir die Besucherzahl verdoppelt. Unser Engagement zahlt sich aus“, so Colm.
Dass das Kino im Kulturhaus zu einem festen Bestandteil der Kulturlandschaft Spandaus geworden ist, liegt auch an Roman Colms Erfahrung bei der Filmauswahl. Er arbeitet in der 3. Generation als Kinobetreiber. Angefangen habe sein Großvater, der seinen Job als Dirigent eines Orchesters, dass Stummfilme begleitet hat, verlor und so zum Kinobetreiber wurde. „Ich kenne mein Publikum und das Publikum kennt mich“, sagt Colm. Viele Menschen kämen spontan ins Kino, da „bei uns ja immer was Gutes läuft.“
Außerhalb des S-Bahnrings sei sein Kino eines der einzigen, welches europäische Arthouse und Independent-Filme im Programm habe. Bis zu 15 Filme pro Woche werden in der Altstadt gezeigt. Filme aus den Arthouse Charts spielt Colm immer in deutscher Synchronfassung. Bei den Dokumentarfilmen wählt er auch die Option Originalfilme mit deutschen Untertiteln zu präsentieren. Die spätesten Vorstellungen beginnen um 20.15 Uhr. „In der Spandauer Altstadt ist abends nicht mehr so viel los und unser Stammpublikum ist dann meist schon zu Hause“, erklärt Roman Colm. Was funktioniert, weiß er, auch wenn es um die Bewirtung geht. Popcorn gäbe es keins, da eine Bretzel und ein Glas Rotwein viel eher angenommen würde. „Unser Publikum mag die Ruhe und den Fokus auf dem Film“, sagt Colm.
Erstmals seit Bestehen des Kinos wurde im Sommer 2020 renoviert. Den Gästen stehen seitdem 81 neu gepolsterte samtblaue Kinosessel zur Verfügung. In der ersten Reihe säße es sich nun wie bei einem erste Klasse Flug – viel Beinfreiheit und einen Hocker unter den Füßen. Auch der alte Teppich von 1987 und die Wandfarbe wurden erneuert.
Neben dem Kino im Kulturhaus betreibt Colm im Sommer auch das Open Air Kino in der Spandauer Altstadt. Popcorn und Mainstreamfilme locken bis zu 300 Besucher am Tag an.