„Spiel’s noch einmal, Sam!“ - Kino Casablanca
in Adlershof
Mitten in Adlershof kann man in die Welt von Richard „Rick“ Blaine und Ilsa Lund eintauchen. Man muss nur durch die Türen des Kino Casablanca treten. In dem einzigen Berliner Kino, welches nach einem Film benannt ist, flackert „Casablanca“ regelmäßig über die Leinwand.
Betritt man das unscheinbar wirkende Kino Casablanca in der Friedenstraße, taucht man in eine andere Welt ein. An der Wand des Foyers sind große Bilder von Filmszenen aus dem Film Casablanca. Der Bühnen- und Dekorationsmaler Harald Füssler gestaltete die Tapete. Direkt darunter stehen alte Kinosessel aus Holz. Nimmt man dort Platz hat man die beste Aussicht auf einen Holztresen von 1994, der dem Interieur des „Cafe Americain“ nachempfunden ist. Darüber befindet sich ein Schild, dass Apel von seinem Onkel aus dem Kino Casablanca in der Dresdener Friedenstraße übernommen hat und ebenfalls ein Nachbau vom Original aus dem Film ist. Als das Kino in den 1910er Jahren eröffnete, konnte man den Vorführraum direkt vom Flur erreichen. Gegenüber dem Tresen waren zwei Stufen angebracht, um nach dem Ticketverkauf den Film schnell starten zu können. Die Spuren davon können aufmerksame Gäste noch heute entdecken.
Tritt man nun in den Saal, befindet man sich mitten im nordafrikanischen Stadtleben. An den Wänden sind ringsum lebensgroße Illustrationen mit marokkanischen Straßenimpressionen. Wenn der Film startet, sucht man sich am besten einen der 89 neuen gemütlichen Kinosessel aus. Es herrscht freie Platzwahl. Für einen Euro mehr kann man auch in der Loge Platz nehmen.
So wie heute sah es im Kino Casablanca nicht immer aus. Das Kino ist im Erdgeschoss eines 1903 errichteten Wohnhauses. Als vermutlich 1912 die ersten Kinovorführungen stattfanden, mussten die Besucher und Besucherinnen über den Hausflur und den heutigen Notausgang zum Kino gehen. Aus diesem Grund wurde das Kino umgangssprachlich häufig „Flurkino“ genannt. Eigentlich lief der Kinobetrieb unter dem Namen „Central“.
In den 1950er Jahren wurden die Räumlichkeiten zu einem Kostümfundus des Deutschen Fernsehfunks umgebaut. Erst 1994 eröffneten zwei ehemalige Tänzerinnen das Lichtspielhaus erneut. Uwe Apel, Programmleiter im Kino Casablanca, spekuliert, dass Casablanca ihr Lieblingsfilm gewesen sein könnte und das Kino daher den Filmtitel als Namen trägt. Damit sei es das einzige Berliner und Brandenburger Kino, dass nach einem Film benannt ist.
Im Programm ist natürlich auch der Film Casablanca. Wie wäre es bei dem Namen anders zu erwarten. Legendär und immer schon Wochen im Voraus ausgebucht, ist die Silvestervorstellung des Kultfilms. Seit 2006 gestaltet Uwe Apel das Filmprogramm und setzt dabei auf viele Repertoirefilme. Mit seiner Auswahl an Arthouse- und Dokumentarfilmen hat er Erfolg. Filme wie „Gundermann“ liefen im Kino Casablanca zwei Jahre lang. „Ich wollte den Film so lange spielen, bis keiner mehr kommt, aber das war nie der Fall“, sagt Apel. Der erste Lockdown hat die Spieldauer schließlich doch unterbrochen. Auch den Film Bohemian Rhapsody konnte man in Adlershof noch ein Jahr nach dem offiziellen Kinostart sehen. Darüber hinaus ist auch stets ein Kinderfilm im Programm. „Ich mache das Programm für das Publikum, nicht für mich selbst“, sagt der Programmleiter. Deswegen wird es auch am nächsten Silvesterabend wieder heißen „Spiel’s noch einmal, Sam!“.