Denkmalschutz und Kinobetrieb - Hackesche Höfe Kino
in Mitte
Von außen unscheinbar, von innen bezaubernd. Das Hackesche Höfe Kino ist in einem denkmalgeschützem Altbau und gleichzeitig auf dem neusten Stand der Technik. Die fünf Säle des Kinos sind so modern, dass man nicht nur in den Film abtaucht, sondern auch vergisst in welchem Gebäude man sich gerade befindet: Direkt unter dem Dach.
Auch wenn die Hackeschen Höfe im zweiten Weltkrieg und der Zeit danach kaum zerstört wurden, sahen sie Anfang der 1990er Jahre noch ganz anders aus als heute. Eine Autowerkstatt, Produktionsstätten und vieles mehr prägten das Bild. Trat man damals von der Straße durch die erste Toreinfahrt, klaffte in der obersten Etage des Hauses eine große Lücke. Dennoch bewarben sich Gerhard Groß und Burkhard Voiges damals um die Räumlichkeiten in der 3. Etage. Schon bei der Bewerbung dachten sie an die Entlüftung der Räume und reichten darüber hinaus Brandschutzgutachten ein. So bekamen sie den Zuschlag und starteten 1994 mit dem Ausbau der komplett leeren Räume zu einem Kino. 2,2 Millionen DM investierten die Kinobetreiber in den Ausbau und installierten fünf Säle in dem unter Denkmalschutz stehenden Altbau. Welche logistischen Herausforderungen der Ausbau spätere Kinobetrieb unter diesen Umständen bedeuten würde, konnten die Betreiber zu Beginn nur erahnen. „Die Anlieferung von 200 Kinosesseln in die Hackeschen Höfe muss gut koordiniert sein. Sollte der Sattelschlepper erstmal eine Parkmöglichkeit finden, kann man die Stühle nicht so schnell in den 3. Stock befördern und einbauen, wie man sie ausladen kann. Aber abstellen kann man sie hier auch nicht. Dafür ist zu wenig Platz“, sagt Groß. Dies sei nur eine der vielen Besonderheiten, wenn man ein Kino in einem denkmalgeschützten Altbau hat.
Dennoch eröffneten Groß und Voiges am 17. April 1996 am 17. April 1996 ein Kino in den Hackeschen Höfen. Am ersten Abend zeigten sie bereits einen Dokumentarfilm. Diese besondere Filmauswahl sollte auch in den kommenden Jahren ihr Programm prägen. Bis heute werden im Hackeschen Höfe Kino bis zu drei dokumentarische Filme pro Tag gezeigt. Darüber hinaus stehen europäische und deutsche Arthouse-Filme, sowie amerikanische Independet-Produktionen auf dem Spielplan – alles immer in Originalfassung. Außerdem sei das Interesse an Gesprächen und Kontakten mit Filmemachern bei dem Publikum besonders hoch. Daher finden regelmäßig Events mit Drehbuchautoren, Regisseuren oder Kooperationen mit NGOs statt, in denen über die Produktion von Filmen ebenso wie über inhaltliche Aspekte des Films gesprochen wird.
Für ebensolche Events haben viele der fünf Säle des Kinos in den Hackeschen Höfen Fenster, durch die Tageslicht in den Raum strömt und die während der Kinovorstellung abgedunkelt werden können. Gerhard Groß, der das Kino inzwischen allein betreibt, ist wichtig, dass der Kinobesuch für die Besucher zu einem besonderen Erlebnis wird. Dazu zählt auch, dass in jedem Kino eine sehr gute Soundanlage erklingt und 4K-Projektoren die Leinwände bestrahlen. „In diesem Saal ist ein wahnsinns Soundssystem verbaut. Hier fliegt einem das Toupet weg, wenn man eins hat“, beschreibt Groß die technischen Gegebenheiten am Beispiel des kleinsten Saals mit 31 Plätzen. Der „kleinste soll eben der feinste“ sein. Aber nicht nur in den Kinosälen muss die Atmosphäre stimmen, auch in der Lounge. Dort wurden während der Corona-bedingten Schließung die Sitzmöbel neu bezogen. Außerdem kam eine Sitzecke aus einer amerikanischen Bar in Rammstein hinzu. Sie steht direkt vor dem gläsernen Projektionsraum, wo Gäste sehen können, was sich hinter den Kulissen des Kinos tut.
In diesem Jahr feiert das Hackesche Höfe Kino seinen 25. Geburtstag. Aber nicht, wie die meisten Kinos hinter verschlossenen Türen, sondern es empfängt alle Besucher mit Anmeldung zu einem kostenlosen Schnelltest. Seit Ende März hat Groß in Kooperation mit einer Apotheke ein Corona-Schnelltest-Zentrum im Kino eröffnet. Kinoflair hat das zwar wenig, aber zumindest ist ein Spaziergang durch das Foyer und die umgebaute Lounge ist möglich.