EMOP - Foto des Tages - Berlin-Ost/West-Berlin 1985–87

Seit Ende der 1980er Jahre betreibt der in Graz lebende japanische Fotograf Seiichi Furuya unter dem Titel Mémoires eine visuelle Erinnerungsarbeit. In zahlreichen Künstlerbüchern und Ausstellungen kombiniert Furuya Porträts seiner Familie mit Bildern von Reisen und Aufenthaltsorten, die in immer neuen Konstellationen und Kontexten präsentiert werden. Bis heute ist das Werk Furuyas von der Neusichtung des Archivs und dessen konstanter Re-Organisation und -Edition geprägt. Besonders die Bilder aus Ost-Berlin, wo Furuya von 1985 bis 1987 lebte, sind ein außergewöhnliches Dokument, das sich durch ein lebendiges Wechselspiel zwischen persönlichem Blick und dokumentarischer Distanz, zwischen Privatem und Öffentlichem auszeichnet. In einer neuen digitalen Projektion zeigt Furuya über 600 Bilder in einer zufälligen Reihenfolge. Es sind Stadtansichten, teils im Zentrum, teils in den neuen Plattenbausiedlungen entstanden, Bilder von Paraden und Festen – viele davon waren Teil der Feierlichkeiten zur 750-Jahr-Feier Berlins. Leere Straßenzüge, Einblicke in ein Varieté-Theater, Straßenszenen mit Passant*innen, dazwischen immer wieder Bilder der Mauer und abfotografierte Fernsehbilder. 35 Jahre nach der Wende erscheinen Furuyas Bilder ebenso beiläufig wie präzise und gegenwärtig.
Galerie Thomas Fischer
Mulackstr. 14
10119 Berlin
bis zum 12.04.2025