Soundcheck - "Alter Zorn" von Turbostaat
!["Alter Zorn" von Turbostaat © PIAS "Alter Zorn" von Turbostaat © PIAS](/content/dam/rbb/rad/bilder0/202502/Turbostaat-Alter-Zorn-169.png.png/size=708x398.png)
"Es gab schon immer 50 Wörter für grau" stellen Turbostaat auf ihrem achten Studioalbum fest, und vermutlich kennen sie sogar noch mehr – denn sie sind quasi Facharbeiter für unbehagliche Stimmungen. Angst, Kälte, Einsamkeit sind die Begriffe, die ihre Songs prägen, und doch – das ist das große Wunder dieser Band – setzen sie damit eine enorme Aufbruchsstimmung und verbindende Wärme frei. Vor 25 Jahren in Flensburg gegründet stehen Turbostaat in der Tradition herbstlicher deutscher Punkbands wie EA80, Fliehende Stürme oder Dackelblut, erweitern ihr Soundbild aber mehr und mehr um New Wave und Post Punk. In all der Zeit hat es keine Veränderung in der Bandbesetzung gegeben, und tatsächlich könnte man die sich auch nicht vorstellen – so präzise greift bei ihnen alles ineinander – vor allem die kryptischen, aber bildhaften Texte von Gitarrist Marten Ebsen mit dem nachdrücklichen Rufgesang von Jan Windmeyer. Durch ihn werden Zeilen wie "Nur die wirklich ärmsten Teufel hetzen weiter zu Küche fünf, die Kleidung klamm, Novembergicht, die Zeit vergeht und manchmal nicht" zu Wirkungstreffern ins Herz der Leistungsgesellschaft und zu perfekten Hymnen zum Wegbier im Nieselregen.
Toby Schaper, Radio Fritz