Pariser Straße - Litfaßsäule
Kunst, Mode, Musik, Kultur sind auch in der Pariser Straße zu Hause. Die „Galerie Taube“, vor über 40 Jahren gegründet, ist mittlerweile eine Institution im Kiez. Modedesignerin Anna von Griesheim schneidert auch schon seit 1991 elegante Kollektionen in ihrem hier ansässigen Atelier und in der „PianoGalerie“ finden regelmäßig kleine Konzerte statt. Die Pariser Straße scheint in jedem Fall eine Gegend zu sein, die inspiriert. Ulf Erdmann Ziegler wurde dank ihr sogar zum Schriftsteller...
Galerie Taube
Es war 1973, als die amerikanische Malerin Mara Hahlbrock in der Pariser Str. 54 einen leerstehenden Laden entdeckte, der ihr für ihr Vorhaben passend erschien: eine Galerie für zeitgenössische Malerei und Fotografie. Schon vorher hatte sie mit Gleichgesinnten des „Berlin Art Circle“ solche Ausstellungen in der Schlüterstr. organisiert. Nun eröffnete sie hier die „Galerie Taube“, gemeinsam mit dem Maler und Kunstlehrer Klaus Märtens, der bis zum Jahr 2000 zwischen Viersen und Berlin pendelte, bis er schließlich die hinteren Räumen seiner mittlerweile alleinigen Galerie in der Pariser Str. bezog. Märtens, der in den 50ern an der HdK studiert hatte und sich Anfang der 60er viel in Paris aufhielt – dem Mekka für abstrakte und informelle Kunst - schwor danach der abstrakten Malerei regelrecht ab. Mit seiner „Galerie Taube“ förderte Märtens stattdessen die figürliche, gegenständliche Darstellung und ist damit zu einer kleinen, aber feinen Institution in der Berliner Galeristen-Szene avanciert. Und er ist der Pariser Str. über all die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. In den 70ern, als diese Gegend noch nicht so gediegen war wie heute, gab es vor allem in der angrenzenden Fasanenstr. unzählige Galerien, die nach der Wende aber fast alle ins hippe Mitte abwanderten. Märtens Versuch, sich ebenfalls in der Mulackstr. im Scheunenviertel anzusiedeln, scheiterte. Zum Glück, denn mittlerweile kehren viele Galeristen wegen der viel zu hohen Mieten in Mitte in die Pariser und Fasanenstr. zurück und bescheren so auch der „Galerie Taube“ wieder stärkeren Zulauf.
Adresse
Pariser Straße 54
10719 Berlin
Telefon
030 - 883 56 94
Homepage
www.galerie-taube.de
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 16 - 19 Uhr,
Samstag 11 - 14 Uhr
und nach Vereinbarung
PianoGalerie Berlin
Als vor mehr als 30 Jahren der Instrumentenhändler Just Music gegründet wurde, gab es auch in Berlin eine Anlaufstelle für alle, die Musik machen wollten: Die Pariser Straße. Hier fanden sich diverse kleine und große Läden für die verschiedensten instrumentalen Bedürfnisse. Doch als 2013 Just Music am Kreuzberger Moritzplatz das weltweit größte Musikhaus eröffnete, wurde es musikalisch ruhiger in der Pariser. Nur in dem großen Laden in der Hausnummer 9/ Ecke Fasanenstr. 46 gibt es weiterhin Tasten-Instrumente und das in allen möglichen Größen und Variationen. Die PianoGalerie verkauft, vermietet, verleiht Klaviere, Flügel, Keyboards von Yamaha und veranstaltet außerdem regelmäßig erlesene, kleine Konzerte mit großen Namen. Allein die Fotos an den hohen Wänden zeigen, dass hier die Prominenten ein und ausgehen. Angefangen bei Richard von Weizsäcker über Norah Jones, Helge Schneider bis hin zu radioeins-Kolumnistin Lea Streisand. Uwe Baeyer, der diese sehr exklusive Just-Music-Filiale leitet, war selber zu DDR-Zeiten Schlagzeuger in einer Band, spielt aber auch Piano und fand nach 18 Jahren als Ingenieur bei Samsung zur Musik zurück.
Adresse
JustMusic GmbH PianoGalerie
Pariser Straße 9/Ecke Fasanenstraße 46
10719 Berlin
Telefon
030 - 88 77 55 88
Mail
info@pianogalerie-berlin.de
Öffnungszeiten
Mo - Fr, 10.00 - 18.30 Uhr,
Sa 10.00 - 16.00 Uhr
Atelier Anna von Griesheim
Es war die Liebe, die schon Ende der 80er Jahre die junge Modedesignerin Anna von Griesheim aus Süddeutschland nach Berlin zog.
Nachdem ihre ersten kleinen Kollektionen, die sie zunächst im Freundeskreis vorstellte, großen Anklang fanden, eröffnete sie 1991 ihren nach eigenen Entwürfen ausgebauten Salon in der Pariser Straße 44. Kurioserweise genau in dem Haus, in dem schon ihre aus Berlin stammende Großmutter zur Tanzschule gegangen war. Diese Verbindung zu ihrer eigenen Vergangenheit brachte ihr offensichtlich Glück, denn spätestens seit dem Jahr 2000 ist Anna von Griesheim nicht nur auf den internationalen Laufstegen vertreten, sondern war nach der Wahl Angela Merkels zur neuen CDU-Vorsitzenden im gleichen Jahr auch für deren medial vielbeachteten Imagewechsel mit zuständig. Spätestens seit diesem Zeitpunkt werden die meist einfarbigen, eleganten, aber gut zu tragenden Kreationen Anna von Griesheims von vielen berufstätigen Frauen mit hohem Einkommen getragen. Dazu gehören neben Politikerinnen und Businessfrauen auch viele Prominente, wie z.B. Franziska van Almsick, Katarina Witt, Maybrit Illner, Sandra Maischberger, Sabine Christiansen, Andrea Sawatzki, Esther Schweins, Jette Joop und Eva Padberg. Doch seit einigen Jahren wirkt Anna von Griesheim nicht nur als Designerin, sondern schreibt auch und hält Vorträge über die Wirkung von Kleidung, ganz nach ihrem Credo: "Es ist kein Widerspruch mehr, sich schön und sinnlich zu kleiden und trotzdem eine ernstzunehmende Person zu sein."
Adresse
Pariser Straße 44
Telefon
030 - 885 44 06
Galerie Janssen
Als in den 70er Jahren die Galerien rund um die Pariser Straße wie Pilze aus dem Boden schossen, gründete Volker Janssen direkt am Ludwigkirchplatz eine Galerie, in der es um den Mann in der Kunst gehen sollte. Vornehmlich um den schwulen Mann. Gemälde, Skulpturen, Kunstdrucke zeigten den Homo Erotica in voller Pracht und fanden damals auch noch ihre Abnehmer.
Doch spätestens mit dem Einzug der elektronischen „Kunst“ in Form von Videos, ließ das Interesse der Kunden für hochwertige und damit auch hochpreisige Darstellungen nach. Janssen verkaufte 1994 seine Galerie und der neue Inhaber stellte das Sortiment um auf Videos, später DVD’s, Sex-Toys und Souvenirs. Nur die Gestaltung der Schaufenster deutet die ursprüngliche Idee von der schwulen Kunst noch an. Drinnen sieht es eher aus wie in einer Sexvideothek. Doch das Konzept geht auf. Vor allem ältere Männer, die nichts davon halten, im Internet Billigpornos anzuklicken, kommen hierher und kaufen bzw. leihen die wöchentlich mehr als 20 Neuerscheinungen aus. Und obwohl die Galerie Janssen damit ziemlich aus dem übrigen Ambiente der Pariser Straße herausfällt, ist der Laden mit seinen Mitarbeitern ein durchaus beliebter Nachbar im Kiez.
Adresse
Pariser Straße 45
10719 Berlin
Telefon
030-88 11 59 0
Mail
galerie-janssen@t-online.de
Homepage
www.galerie-janssen.de
Öffnungszeiten
Montag bis Samstag 11 - 20 Uhr,
Sonntag 14 - 20 Uhr
Ulf Erdmann Ziegler
Der 1959 in Neumünster geborene Schriftsteller („Hamburger Hochbahn“, „Nichts Weißes“) und Journalist (Kunstredakteur bei der taz, Die Zeit) begann nach dem Abitur zunächst ein Jurastudium in Heidelberg, studierte dann in Dortmund visuelle Kommunikation sowie in Berlin Literaturwissenschaft und Psychologie. Er lebte hier lange Jahre in der Pariser Straße Wilmersdorf und fotografierte sie regelmäßig von 1995 bis 1997. Diese Bilder stellte er u.a. 2013 in der Galerie Rothamel in Frankfurt/M aus, wo Erdmann-Ziegler jetzt lebt.
Ein Buch mit Texten zu diesen Fotos von Menschen, Läden, Institutionen in der Pariser Straße kam zwar leider nicht zustande, aber es gibt zumindest ein längeres Essay dazu, das man unter folgendem Link kostenpflichtig abrufen kann: