Karl-Liebknecht-Straße - Die Straße der Besten

Straße der Besten: Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg
Straße der Besten: Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg | © radioeins/Warnow

Früher war die Gegend rund um die Karl-Liebknecht-Straße eine Weberkolonie. Wer wohnt und arbeitet heute hier? Viele Studenten und junge Familien zogen in den vergangenen Jahren in die Straße. Der Kiez wird aber auch von den alteingesessenen Babelsbergern geprägt. Einige Bewohner können Sie hier genauer kennenlernen...

Ulrike Trost - Betreiberin des Cafés ‚Nähgern’


Die 1968 in Bielefeld geborene Ulrike Trost verschlug es nach einem Studium der Pharmazie 1997 nach Berlin, um dort ihre Doktorarbeit zu schreiben. Doch eigentlich schlug ihr Herz schon immer für Handarbeiten aller Art. Als Kind hatte sie von ihrer Großmutter gelernt, per Hand Kleider für ihre Puppen zu nähen. Später durfte sie sich sogar an deren alter Tretnähmaschine versuchen. Ulrike strickte, häkelte, stickte..., doch erst nachdem sie 3 Kinder bekommen, ihren Doktor gemacht und auf dem Feld der Pharmazie reüssiert hatte, entschied sie sich für Nadel und Faden.

Ulrike Trost
Ulrike Trost | © radioeins

2008 war sie mit der Familie von Berlin-Neukölln ins ruhigere Potsdam-Babelsberg umgezogen. Als sie ihre Tochter erwartete, wuchs zeitgleich mit dem Bauch auch der Wunsch, wieder zu nähen und zu werkeln. Also eröffnete Ulrike 2011 das erste ‚Nähgern’ in der Großbeerenstraße und bot hier Nähkurse an. Weil das sehr gut anlief, zog sie 2013 im selben Haus in einen größeren Laden um und richtete dort auch ein kleines Café ein. Dieses neue Konzept lief wiederum sehr gut an, so dass Ulrike 2017 den Sprung in die inzwischen sehr beliebte, belebte, aber auch schon teure Karl-Liebknecht-Str. wagte und dort ihr ‚Nähgern’ eröffnete.

Doch der Erfolg gibt ihr recht: Ob die selbstgemachten Kuchen und Quiches, der liebevoll zubereitete Kaffee, all das kommt an bei ihren Gästen. Ebenso wie die sorgfältig ausgesuchten Stoffe und Kurzwaren, die sehr individuellen Nähkurse, Nähreisen oder auch die kulturellen Veranstaltungen. Inzwischen hat sie ihren eigentlichen Beruf als Apothekerin an den Nagel gehängt und steckt all ihre Energie in ihren Laden. Zum Selbernähen findet sie nur Zeit und Muße, wenn sie mit ihrer fünfköpfigen Familie nach Dänemark in den Urlaub fährt. Dann packt sie 2 ihrer Nähmaschinen ein und genießt den meditativen Moment, wenn unter ihren Händen ein neues Kleidungsstück entsteht.


Café Nähgern
Karl-Liebknecht-Str. 16
Mo-Fr 10 -18 Uhr, Sa 10-14 Uhr,
0331-7409013,
www.naehgern.de


Matthias Platzeck (Quelle: rbb)
© rbb

Matthias Platzeck, SPD-Politiker


Der ehemalige brandenburgische Landesvater und Potsdamer wohnt seit vielen Jahren in der Turnstraße, die die Karl-Liebknecht-Straße kreuzt. Der DDR-Bürgerrechtler und Umweltaktivist trat zunächst in die Partei Bündnis 90 ein, lehnte aber die spätere Fusion mit den Grünen ab und wechselte 1995 in die SPD. Von November 1998 bis Juni 2002 war Platzeck Oberbürgermeister von Potsdam. Am 26. Juni 2002 wurde er als Nachfolger Manfred Stolpes zum Ministerpräsidenten von Brandenburg gewählt und trat 2013 sowohl als SPD-Landesvorsitzender als auch als Ministerpräsident zurück.

Von 2003 bis 2013 war Platzeck auch im Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, im letzten Jahr war er als Nachfolger des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, auch dessen Vorsitzender. Nach dem brandenburgischen Minister- und Beamtengesetz haftet Platzeck als Politiker nicht für Fehler in seiner Funktion als Aufsichtsrat. Seit 2014 ist Platzeck Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V. und als solcher häufig kritisiert, weil er eine bessere Verständigungspolitik mit Russland fordert.

Zur Zeit wird wieder viel über Platzeck diskutiert, denn er ist Vorsitzender der im April 2019 von der Bundesrepublik eingesetzten Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“, die die Feierlichkeiten zu 30 Jahre deutsche Einheit im Jahre 2020 planen und begleiten soll.
 


Matthias Rudolph, Cheftrainer des 1. FCC Turbine Potsdam

1982 in Niemegk geboren, beginnt Matthias Rudolph schon früh mit dem Fußballspielen. Zuerst beim heimatlichen FSV Grün-Weiß, ab 1995 dann als C-Jugendlicher bei Stahl Brandenburg und 1999 wechselt er dann in die A-Jugend beim SV Babelsberg 03 nach Potsdam. Hier spielt er sich als Stürmer in die Herzen der Fans, studiert aber trotzdem und erwirbt so den Abschluss als Gymnasiallehrer. Er beendet seine Laufbahn als aktiver Spieler 2013 mit einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Union Berlin, lässt aber trotz seiner Tätigkeit als Lehrer nicht ganz vom runden Leder. Erst ist er Trainer beim eigenen Verein, wechselt dann aber zu den Frauen von Turbine Potsdam und wird dort 2017 Cheftrainer. Rudolph, der den langjährigen Trainer, Manager und Vorstand Bernd Schröder beerbt, führt die Frauen aus einer Krise heraus und wieder zurück in obere Tabellenregionen.

Mit Svenja Huth und Johanna Elsig haben es zwei Spielerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam in den WM 2019-Kader von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg geschafft. Und die Turbine-Spielerin Amanda Ilestedt spielt in der schwedischer Nationalmannschaft mit.

Rudolph kennt das ‚Karli’ also seit vielen Jahren, nach eigenen Worten ist ihm dort „jeder Grashalm vertraut“. Und auch der Kiez um die Karl-Liebknecht-Straße herum gefällt ihm. Er wohnt seit 2006 ganz in der Nähe, in der Tuchmacherstr. Und fühlt sich ganz und gar als Babelsberger.


Ralf Köhler
Ralf Köhler | © radioeins

Ralf Köhler, Inhaber des Haushaltwarenladen ‚Hermann Köhler’, Karl-Liebknecht-Straße 6


Das große Ladengeschäft in der Nummer 6 ist ein echter Hingucker. Schon in 5. Generation verkauft Ralf Köhler hier von Designer-Geschirr über hochmoderne Kochtöpfe bis hin zu edelsten Messern alles, was in einer guten Küche vonnöten ist. Bereits 1903 kaufte sein Ururgroßvater Hermann das Gründerzeit-Haus. Nur deshalb ist es Ralf Köhler heute möglich, mit Großmärkten oder Anbietern wie Aldi und Lidl zu konkurrieren. Und weil ihm die Bewohner und auch Besucher der Karl-Liebknecht-Straße die Treue halten. Besonders junge Leute kommen gern hierher, denn Ralf Köhler bietet einen Service, den man nur ein einem engagiert geführten Einzelhandelsladen bekommt: gute Beratung!


Die Metzgerei Meissner hat eine lange Traditionsgeschichte (Quelle: rbb/Kerstin Warnow)
© rbb/Kerstin Warnow

Fleischereifachgeschäft Meissner und Söhne, Karl-Liebknecht-Straße 131

Schräg gegenüber gibt es ein weiteres langjähriges Traditionsgeschäft, das bereits in 6. Generation in Familienhand ist: die Fleischerei ‚Meissner & Söhne’. 1893 gründete Schlachtermeister Heinrich Meissner seine Firma. Er wurde am 1910 vom Kronprinzen zum Hofschlächter des preußischen Königs- und Kaiserhauses ernannt. Diesem Qualitätsanspruch bleiben seine Erben, die inzwischen mit dem ökologischen Landbau-Verband ‚Naturland’ kooperieren, bis heute treu.

2016 übernahmen die Söhne von Christian Meissner, dem Urenkel von Heinrich Meissner senior, das Familiengeschäft und führen es sowohl mit Traditionsbewusstsein (für jedes Kind ein Würstchen) als auch neuen Ideen fort.