Woher kommst du? Eine alltägliche Frage, ein gängiger Gesprächseinstieg. Menschen neigen nun mal dazu, sich über ihre Heimat zu definieren - was zu traumatischen Erfahrungen führen kann, wenn sie ihnen genommen wird, wenn sie vertrieben werden, fliehen müssen. Und dann? Dann gehen sie ins Exil - ein schillernder Begriff, der für Verbannung genauso steht wie für Zuflucht, für Ausweglosigkeit genauso wie für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und für Heimweh, denn wer seine Heimat nicht freiwillig verlässt, kann sie meist nur schwer hinter sich lassen. Kann man überhaupt ankommen, wenn man nie wegwollte?
Berlin war im 20. Jahrhundert gleichermaßen Stätte der Vertreibung wie Stätte der Zuflucht. Beides ist untrennbar mit der Stadtgeschichte verbunden - der zwölfjährige Terror der Nazizeit, Verfolgung und Deportationen, aber auch die jüngste Rolle als hippes Zentrum eines freien Europas, Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt - auch für solche, die lieber zu Hause geblieben wären.
An Karfreitag widmet radioeins der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Exilstadt Berlin einen Thementag und lässt Menschen zu Wort kommen, denen in ihrer Heimat die Stimme verboten wurde. Wie leben sie hier? Was beschäftigt sie? Was sind ihre Träume? Wie blicken sie aus der Entfernung auf die alte Heimat - und kann Deutschland je eine neue (Heimat) werden? Ein Spaziergang mit dem in Berlin lebenden türkischen Starjournalisten Can Dündar, die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller über die Pläne für ein Exilmuseum und der alltägliche Kampf von Geflüchteten um einen Platz in der deutschen Gesellschaft – „Fluchtpunkte - der Radioday Exil in Berlin“, am 7. April von 9 bis 21 Uhr auf radioeins, moderiert von Stephan Karkowsky, Katja Weber und Sophia Wetzke. Zum Ausklang gibt es ein Musikspecial mit Milena Fessmann.