Come together - Der Radioday am Tag der Deutschen EinheitCome together - Der Radioday am Tag der Deutschen Einheit © © picture alliance/imageBROKER
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Der Tag der deutschen Einheit. Ein Grund zum Feiern, und zwar für das ganze Land. 34 Jahre nach der Wiedervereinigung scheint es aber, dass die Lebensrealitäten alles andere als zum Feiern einladen. Gegeneinander statt miteinander, alte Vorurteile und neue Ungerechtigkeiten, erstarkender Rechtspopulismus, Fake News und Hass im Netz sorgen dafür, dass wir gespaltener als vor einer Wiedervereinigung wirken.

Zeit das zu ändern! Wir wollen am 3. Oktober wieder ein bisschen mehr Demokratie wagen! Denn neben diesem bekannten Satz aus seiner Rede von 1969, sagte Willy Brand nämlich auch: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden".

Also lasst uns wieder näher zusammenrücken - dafür steht unser Radioday am Tag der Deutschen Einheit: "Come Together"! Wir wollen Optimismus verbreiten und zeigen, dass es noch Sinn macht, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dafür schauen wir in unsere Vergangenheit, in die Gegenwart und in die Zukunft.

Sophia Wetzke, Amelie Ernst und Marie Kaiser sprechen mit lokalen Initiativen zur Inklusion von alten und jungen Menschen, wir schauen in andere Länder, wie sie es mit der Demokratie und dem Miteinander halten. Und wir fragen einen Paartherapeuten, wie wir unsere Kommunikationsschwierigkeiten überwinden können. Mit dabei sind u.a. Tagesschau-Sprecher und Buchautor Constantin Schreiber, der deutsch-polnische Moderator Steffen Möller und Babylon-Berlin-Erschaffer Volker Kutscher. Claudia Gerth rundet das Programm mit einem Musik-Special zur Einheit ab.

 

Beiträge

"Lasst uns offen reden!" von Constantin Schreiber © Hoffmann & Campe
Hoffmann & Campe

- "Lasst uns offen reden" von Constantin Schreiber

Der Tagesschausprecher und Buchautor Constantin Schreiber spricht in seinem neuen Buch "Lasst uns offen reden" darüber, wie wichtig offene Diskussionen sind. Er bemerkte auf radioeins, dass Debatten oft nicht mehr offen geführt werden und eine Wagenburg-Mentalität vorherrscht. Schreiber sieht die Vielzahl an Krisen als Grund für diese Entwicklung und betont die Bedeutung der Meinungsfreiheit. Obwohl es keine Zensur gibt, meiden viele Menschen bestimmte Themen aus Angst vor heftigen Reaktionen. Schreiber plädiert dafür, dass Meinungsfreiheit auch bedeutet, unangenehme Argumente auszuhalten und offen zu diskutieren, um die Demokratie zu stärken.

Volker Kutscher © radioeins/Thomas Ecke
radioeins/Thomas Ecke

- Ein Blick in unsere Vergangenheit und Gegenwart mit Buchautor Volker Kutscher

Volker Kutscher, bekannt für die Gereon-Rath-Romane und die Serie "Babylon Berlin", sieht Parallelen zwischen der aktuellen politischen Entwicklungen und den 1920er und 1930er Jahren und warnt davor, die Geschichte zu wiederholen. Er betont, dass Demokratie fragil ist und geschützt werden muss. Kutscher sieht die heutige Demokratie in Westeuropa als gefährdet, ähnlich wie damals. Er rät, sich mit Geschichte zu beschäftigen, um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Kutscher äußert sich besorgt über die Polarisierung der Gesellschaft und die abnehmende Medienkompetenz. Er betont, dass Demokratie keine Bestandsgarantie hat und kontinuierliches Engagement erfordert. Abschließend bleibt Kutscher vorsichtig optimistisch, warnt aber vor Naivität.

Blick auf das Alte Rathaus in Angermünde © IMAGO/Schöning
IMAGO/Schöning

- Engagement gegen Rechts in Angermünde

radioeins-Reporterin Magdalena Geppert war in Angermünde unterwegs und hat sich dort umgeschaut, wie die Zivilgesellschaft sich gegen Rechts stellt und sich für ein demokratisches Miteinander einsetzt. Dazu hat sie sich mit Wolfgang Rall vom Bürgerbündnis und Jonas Herms von der Initiative "Seebrücke" getroffen.

ICE-Instandhaltungswerk in Cottbus © IMAGO/Andreas Franke
IMAGO/Andreas Franke

- Strukturwandel: Die neue Lausitz

Bis 2038 soll der Kohleabbau in der Lausitz, dem größten Braunkohlerevier im Osten Deutschlands, beendet sein, was bei vielen Menschen in der Region Unsicherheit auslöst. Bei den Landtagswahlen in Brandenburg vor zwei Wochen wurde die SPD knapp vor der AfD stärkste Kraft, gefolgt vom BSW. Christine Keilholz, Chefredakteurin des Online-Magazins "Die Neue Lausitz", äußerte sich auf radioeins erleichtert, dass die AfD nicht stärkste Kraft wurde, betonte jedoch die Herausforderungen des Strukturwandels. Trotz positiver Entwicklungen, wie dem neuen ICE-Werk in Cottbus, das 1200 Arbeitsplätze schaffen soll, bleibt Skepsis bestehen. Keilholz sieht die AfD-Erfolge auch als Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins im Osten. Sie betont die Bedeutung lokaler Medien für die Vernetzung und Diskussion in der Region.

Projekt "AlterPerimentale" - Praxisforschung in ländlichen Räumen © AlterPerimentale
AlterPerimentale

- Projekt "AlterPerimentale" - Innovationen für gutes ­Leben ­älterer Menschen in ­ländlichen Räumen

"Come Together" ist das Motto des heutigen Tages, bei dem es auch darum geht, wie ältere und jüngere Menschen wieder enger zusammenkommen können. Einsamkeit, besonders unter älteren Menschen, ist ein zentrales Thema. Prof. Dr. Alexandra Retkowski von der BTU Cottbus-Senftenberg leitet das Forschungsprojekt AlterPerimentale, bei dem Seniorinnen und Senioren aktiv mitplanen können, wie sie in Zukunft, besonders auf dem Land, leben möchten. Das Projekt zielt darauf ab, neue Sorgegemeinschaften zu schaffen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Es werden Praxisforschungsstellen eingerichtet, um gemeinsam mit älteren Menschen und lokalen Akteuren Lösungen zu entwickeln. Ein Beispiel ist der Pflegebauernhof, der als Begegnungsort für verschiedene Generationen dienen soll. Ziel ist es, die Lebensqualität und das soziale Miteinander im ländlichen Raum zu verbessern.

Gladhouse Cottbus
Gladhouse Cottbus

- Gladhouse Cottbus: Wie kann man jungen Menschen Politik und Zusammenhalt vermitteln?

Im Gladhouse in Cottbus, bekannt für kulturelle Veranstaltungen, gibt es auch Angebote zur politischen Bildung und Beteiligung. Hendrikje Eger, die Werksleiterin, erklärte auf radioeins, dass das Jugendzentrum neben kulturellen Bildungsangeboten auch Projekte wie "Sommer im Garten" und Kooperationen mit YoungCaritas anbietet, um Jugendliche aktiv einzubinden. Es werden Workshops in verschiedenen Kunst- und Kulturformen angeboten, und es gibt Veranstaltungen wie Teenie-Partys und Kleidertauschbörsen. Ziel ist es, Jugendliche zu erreichen und ihnen Möglichkeiten zur Mitgestaltung zu bieten. Die AG Politische Bildung in Cottbus, zu der auch das Gladhouse gehört, arbeitet an verschiedenen Themen zur offenen Gesellschaft und richtet sich an alle Interessierten.

Das "Wohnzimmer" im Verstehbahnhof in Fürstenberg/Havel © Verstehbahnhof
Verstehbahnhof

- Demokratie und das Geld: Die stets wackelige Finanzierung von Demokratie-Initiativen

Der Verstehbahnhof in Fürstenberg/Havel vereint offene Werkstatt, Medienproduktionsstudio, Rechenzentrum und Veranstaltungshalle. Hier können Menschen gemeinsam Dinge entwerfen, konstruieren und am 3D-Drucker ausdrucken. Schulklassen sind ebenfalls willkommen. Daniel Domscheit-Berg erklärt auf radioeins, dass der Verstehbahnhof ein ehrenamtliches Projekt ist, das von über 50 Freiwilligen unterstützt wird. Neben Werkstatt und Veranstaltungsraum gibt es auch einen Umsonstladen und einen Co-Learning-Space für junge Leute. Trotz der breiten Akzeptanz und Nutzung gibt es finanzielle Herausforderungen, insbesondere bei den laufenden Kosten wie Miete und Strom. Domscheit-Berg betont die Notwendigkeit von Strukturförderung und ruft zur Unterstützung durch Fördermitgliedschaften und Mietangebote auf.

Die deutsch-polnische Pride-Demo in Slubice und Frankfurt (Oder) © Patrick Pleul/dpa
Patrick Pleul/dpa

- Frankfurt-Słubice Pride: Pride ohne Grenzen?

Einfach von einem Land ins andere spazieren - so sieht sie aus, die Idealvorstellung von Europa. In Frankfurt (Oder) und der polnischen Nachbarstadt Słubice ist das Realität. Die Doppelstadt ist nur durch eine Brücke getrennt. Bei der Frankfurt-Słubice-Pride laufen jedes Jahr mehrere hundert Menschen über die Brücke und demonstrieren für die Rechte queerer Menschen. Organisiert wird die Pride von Menschen aus Polen und Deutschland. In diesem Jahr schon zum fünften Mal. radioeins-Reporterin Magdalena Geppert war dabei und berichtet darüber.

Steffen Möller © J.Kokociński
J.Kokociński

- Steffen Möller mit dem Blick nach Polen

Wir wollen am Radioday "Come together" auch ins Ausland zu unseren europäischen Nachbarn gucken, wie es dort mit dem Zusammenhalt läuft. Und da lohnt sich ein Blick nach Polen, denn hier wurde im vergangenen Jahr die konservative PiS-Regierung abgewählt, die jahrelang einen sehr europakritischen Kurs gefahren ist. Und seitdem, so haben wir in Deutschland zumindest das Gefühl, ist Polen uns wieder ein Stück näher. Ob das Gefühl richtig ist und wie die Stimmung in Polen selbst ist, verrät uns der deutsch-polnische Schauspieler, Autor, Moderator und Entertainer Steffen Möller.

Hasnain Kazim © Gregor Baron
Gregor Baron

- Hasnain Kazim über seine "Deutschlandtour" mit dem Fahrrad und dem Blick nach Österreich

Wenn man Menschen aus dem Ausland fragt, was denn besonders sei an Deutschland, sagen viele als erstes: die Autobahn. Dabei ist es eigentlich viel schöner, mit dem Rad durch unser Land zu fahren, denn unsere Radwege sind an vielen Stellen genau so gut ausgebaut wie die Autobahn. Außerdem kommt man mehr in Kontakt mit den Menschen am Wegesrand. Das dachte sich auch der Journalist und Buchautor Hasnain Kazim, der aus seiner "Deutschlandtour" auf dem Rad einen politischen Reisebericht gemacht hat. Was er dort erlebt hat und wie er die politische Lage in seiner Wahlheimat Österreich sieht, das verrät er uns selbst.

Ein Mann zieht eine Union Jack-Flagge aus seiner Hosentasche © imago/Ikon Images
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- Ed Turner mit dem Blick nach Großbritannien

Überall in der Welt scheinen die Populisten an Zustimmung zu gewinnen - in den USA, in Frankreich, in den Niederlanden und natürlich auch bei uns in Deutschland. Doch es gibt auch andere Beispiele, wie etwa Großbritannien. Hier scheint man das Thema Populismus nach Brexit, Boris Johnson und gefühlt monatlich wechselnden Premierministern so durchgespielt zu haben, bis man wieder bei Labour und einer linksgerichteten Politik angekommen ist. Aber ist das aber wirklich so? Oder ist die Gesellschaft noch immer so gespalten wie vor dem Brexit? Ed Turner ist Politologe an der Aston University und Kommunalpolitiker für die Labour-Partei, die nach einer langen Zeit des Populismus in Großbritannien wieder an der Macht ist.

Eine Frau spricht mit mit einem Mann © IMAGO/Ikon Images/Stuart Kinlough
IMAGO/Ikon Images/Stuart Kinlough

- Paartherapie als Modell für gesellschaftliche Heilung

"Come Together" ist das Motto des Radiodays, und wir haben viel über die Entfremdung in der Gesellschaft gesprochen. Holger Kuntze, Paartherapeut aus Berlin-Charlottenburg, vergleicht die gesellschaftliche Entfremdung mit Problemen in Paarbeziehungen. Er betont die Wichtigkeit von Zuhören, Anerkennung von Unterschieden und innerer Ruhe im Umgang mit Differenzen. Kunze erklärte auf radioeins, dass es keine einfachen Lösungen gibt und, dass gesellschaftliche Konflikte nicht durch einfache Mediatoren gelöst werden können. Stattdessen sollten wir lernen, Differenzen auszuhalten und die Bedürfnisse hinter den Meinungen zu verstehen. Rollenspiele und das Erkennen von Bedürfnissen können helfen, bessere politische Entscheidungen zu treffen.

Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland © IMAGO / Jürgen Heinrich
IMAGO / Jürgen Heinrich

Zum Radioday "Come together" - Ost und West: Wie finden wir wieder zusammen?

Am 3. Oktober 1990 endete die deutsche Teilung nach vier Jahrzehnten, und Deutschland wurde wiedervereinigt. Doch auch nach 34 Jahren bestehen weiterhin Unterschiede zwischen Ost und West, insbesondere bei Einkommen, Vermögen und Führungspositionen. Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, betonte auf radioeins, dass die Unterschiede nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Stadt und Land bestehen. Er sieht die Lösung in der Erhöhung des Mindestlohns und der aktiven Beteiligung der Bürger. Zudem spricht er von einer Stimmungslage, besonders bei älteren Menschen, die sich verlassen fühlen, weil viele junge Menschen weggezogen sind.

Claudia Gerth © radioeins/Jochen Saupe
radioeins/Jochen Saupe

- Come together - Das Musikspecial zum Radioday

Musik durchdringt die Gesellschaft wie kaum etwas anderes. Sie ist eine Ware, aber auch Kunst, sie ist Ausdruck von Gefühlen. Musik kann Identitäten festigen, Normen und Werte transportieren. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kann sich durch Musik genauso herstellen wie soziale Distinktion. Dessentwegen stehen Musik und Demokratie in einer Wechselbeziehung.

  • Demokratie weltweit unter Druck

  • Demokratie vor der Haustür