Berlinale - Sirens Call
In einem Körper gefangen zu sein, der nicht dem entspricht, wie man sich selber wahrnimmt, das ist ein Thema, das schon vielfach filmisch umgesetzt wurde. Auch als Meermenschen können Geschlechtergrenzen verflüssigt, andere Lebensformen entdeckt und erkundet werden. Auf den Spuren der Sirene Una tauchen Miri Ian Gossing und Lena Siegmann mit ihrem Langfilm-Debüt in diese Merfolk-Subkultur ein. In diesem halbdokumentarischen, hybriden, sehr sphärischen Film "Sirens Call" erzählen die Regisseurinnen die Geschichte der Meermenschen, die ausgerechnet in den heutigen USA leben.
Auf den Spuren von Sirene Una tauchen Miri Ian Gossing und Lina Sieckmann mit ihrem Langdebüt in die merfolk-Subkultur ein. Una nomadisiert durch die postmoderne Realität eines austrocknenden Planeten, der Film gleitet mit ihr – durch Performatives und Genreelemente, Fiktionales und Dokumentarisches. "I’m part human, I recognize that, but I’m not full." Die Suche nach dem Selbst und Seelenverwandten führt Una in American Diner, schillernde Hotelzimmer und auf einen Roadtrip mit der jungen Moth. Aus dem Autoradio dräuen die USA unter Trump. Die beiden landen bei anderen Meermenschen in Portland, einer Gruppe zwischen Aktivismus und Selfcare, die die uralten Visionen eines Daseins als hybrides Wesen der Konsumkultur entrissen hat. Liebevoll, kühl, queer, feministisch, technoid und sinnlich zeigen Gossing / Sieckmann Menschen, die ein Leben abseits der Zumutungen einer normierten Gegenwart gewählt haben. Stilistisch brillant und in der Überwindung von Genregrenzen ingeniös – SIRENS CALL ist eine Versuchsanordnung für neue Lebens- und Daseinsformen.
(Quelle: Berlinale)