Nach zweijähriger Doping-Sperre - Pechstein-Prozess um Millionen und die Wahrheit

Claudia Pechstein steht vor Prozessbeginn in ihrer Polizeiuniform auf der Straße vor dem Oberlandesgericht München © Peter Kneffel/dpa
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Claudia Pechstein steht vor Prozessbeginn in ihrer Polizeiuniform auf der Straße vor dem Oberlandesgericht München | © Peter Kneffel/dpa Download (mp3, 8 MB)

Der jahrelange Streit zwischen der fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein und des Weltverbands ISU geht weiter. Die heutige Verhandlung endete mit einer erneuten Vertagung. Der ARD-Sport- und Doping-Experte Hajo Seppelt, der den Prozess beobachtet, bleibt gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Pechstein fordert nach ihrer Dopingsperre von der ISU Schadensersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe.

Der Fall Claudia Pechstein gegen den Eislaufweltverband ISU gilt schon jetzt als der langwierigste Justizfall der Sportgeschichte. Seit 15 Jahren streiten sich die beiden Parteien um mehrere Millionen Euro. Heute ging es vor dem Oberlandesgericht in München in die nächste Runde, doch der Fall wurde erneut vertagt.

Im Februar 2009 wurde bei einem Wettkampf in Hammer, Norwegen, eine Blutprobe von Claudia Pechstein genommen. Diese zeigte erhöhte Werte junger roter Blutkörperchen, sogenannte Retikulozyten. Damals wurde angenommen, dass nur Doping diese Werte erklären könne, was zu einer zweijährigen Sperre für Pechstein führte.

Nach einem langen Justizmarathon, der bis zum Bundesverfassungsgericht und zurück ging, entschied das Oberlandesgericht München heute, dass es zuständig sei. Zudem signalisierte der Richter, dass ein Vergleich zwischen den Parteien angestrebt werden sollte. Es wurde angedeutet, dass Pechsteins Schadenersatzforderungen gerechtfertigt sein könnten, da man 2009 möglicherweise anders hätte entscheiden können.

Die Frage, ob die ISU 2009 hätte wissen können, dass Pechsteins erhöhte Blutwerte auf eine vererbte Blutanomalie und nicht auf Doping zurückzuführen sind, bleibt umstritten. Damals wurden neue Richtlinien zur Bewertung von Blutproben entwickelt, und es war bereits bekannt, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen könnten.