Neue Ausgabe - Duden um 3.000 neue Wörter ergänzt

Das Wort "Klimakleber" ist im aktuellen Duden neu aufgenommen © picture alliance/dpa/Jens Kalaene
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In dieser Woche erscheint der neue Duden. So dick war er noch nie: 3.000 neue Wörter sind hinzugekommen. Diese können uns viel über die Zeiten erzählen, in denen wir leben: Catcalling, framen, Klimakleber*in, Russlandsanktion, Triggerwarnung, Vorkrisenniveau, Upskirting oder Wokeness. Manche Wörter wurden aber auch wieder rausgenommen. Über den neuen Duden sprechen wir mit Kathrin Kunkel-Razum, der Leiterin der Duden-Redaktion

Marie Kaiser: Frau Kunkel-Razum, bei manchen Wörtern habe ich mich gewundert, wieso die nicht längst im Duden standen: Bauchmensch, Fahrstuhlmusik, Gedankenkarussell oder Intimbehaarung. Müssen sich die Wörter erstmal eine zeitlang bewähren, bevor Sie die aufnehmen?

Kathrin Kunkel-Razum: Das ist eine schöne Beschreibung und im Prinzip stimmt das. Wir haben immer eine Mischung aus neuen Wörtern und Wörtern, die es schon länger gibt, die aber in einem bestimmten Zeitraum häufiger werden. Und dazu gehören die von Ihnen genannten.

Sie haben bei den neuen Wörtern eine Tendenz festgestellt. Die drehen sich um KKK - Krise, Krieg und Kochen. Was genau bedeutet das?

Wenn wir die letzten vier Jahre betrachten, also die Vorlage davor war 2020 erschienen, sehen wir verschiedene Einflüsse. Wir sehen bei der Auswahl der neuen Wörter sozusagen diese Jahre noch mal an uns vorbeiziehen. Und dann waren eben Krisen mit Corona, aber auch mit Klimakrise, Kriege wie der Ukrainekrieg und Kochen - tatsächlich prägende Entwicklungen dieser Jahre.

Gibt es ein Wort unter diesen doch recht vielen neuen 3.000, das Sie besonders mögen?

Das ist immer ganz schwer zu entscheiden, weil man manchmal gar nicht genau beschreiben kann, ob man das Wort mag oder eben das Ding oder die Entwicklung, die hinter diesem Wort steckt. Und als Wort mag ich tatsächlich das Wort "Plauderlaune" zum Beispiel, auch die Sache als solche. Und "Quetschi" finde ich auch sehr interessant.

Es wurden nicht nur neue Wörter aufgenommen, sondern auch welche rausgeschmissen, vertwittern zum Beispiel, aus offensichtlichen Gründen. Oder Fletschern. Das bedeutet etwas sehr gründlich und langsam zu kauen. Wie schwer ist es eigentlich für ein Wort, rauszufliegen, wenn es einmal drin ist im Duden?

Ja, das ist im Prinzip das umgekehrte Prinzip. Wir schauen, welche Wörter in der letzten Auflage standen und welche davon in den letzten Jahren sehr selten benutzt wurden. Und dazu gehört das Fletschern. Aber Sie können uns das gerne glauben: Uns persönlich fällt es sehr schwer, uns von Wörtern zu trennen. Wir mögen sehr viele davon. Aber der Umfang ist dann doch begrenzt. Und ein paar müssen eben auch gehen.

Uns persönlich fällt es sehr schwer, uns von Wörtern zu trennen.

Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Duden-Redaktion

Welchem Wort trauern Sie nach, das sich verabschieden musste?

Wir sind jetzt hier im Rundfunk. Da finde ich es traurig, dass der Wellensalat rausgegangen ist. Das heißt, das Überlagern verschiedener Frequenzen, sodass man einen Sender nicht deutlich gehört hat. Es hat also überhaupt nichts mit einem Salat zum Essen zu tun.

Vielleicht kriegen wir es doch wieder rein in den Duden. Das hat mit dem Hackenporsche auch geklappt. Wann ist das Wort rausgeflogen?

Der ist tatsächlich 2020, in der 28. Auflage, rausgeflogen. Jetzt haben wir ihn wieder aufgenommen.

Den Duden gibt es online, wo er auch viel genutzt wird. Wie gut verkauft sich der Duden eigentlich noch als gebundene Ausgabe?

Die letzte Auflage hat sich in mehreren 100.000 Exemplaren verkauft und stand auf den Bestsellerlisten. Wir hoffen, dass das auch diesmal so sein wird. Einer der Hauptabnehmer ist die Schule nach wie vor. Er ist prüfungsrelevant, wird in Prüfungen eingesetzt. Man kann nachschlagen, wenn man eine Rechtschreibfrage hat. Aber wir wissen auch von vielen Menschen, dass sie auch jenseits der Schule oder der Ausbildung es schätzen, ein Buch in der Hand zu haben. Die Orientierung ist eine ganz andere. Sie haben eine Alphabetliste am Rand. Sie sehen das Umfeld eines Wortes. Das sind alles Vorteile, die eine Online-Anwendung so nicht bieten kann.

Vielen Dank für das Gespräch!