Berlin - Kürzungen im Berliner Kulturetat: Kulturszene in Aufruhr

Demonstration gegen Kürzungen im Kulturbereich in Berlin © Markus Lenhardt/dpa
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Seit Dienstag herrscht im Berliner Kulturbetrieb totales Chaos - die Kürzungsliste des Senats ist raus: 121 Millionen Euro sollen aus dem Kulturetat gestrichen werden, das sind über 11,5 Prozent der gesamten Ausgaben. Doch Klarheit hat die Liste bislang nicht gebracht, denn Berlins Kultursenator Joe Chialo will nachverhandeln und kämpfen. Die Kulturschaffenden hängen also in der Luft, wissen nicht genau, was Sache ist. Mehr dazu von radioeins-Kulturreporter Lukas Haas.

Die Kulturschaffenden sind verunsichert und wissen nicht, woran sie sind. Viele haben erst am Dienstagmorgen erfahren, dass ihre Projekte eingestellt werden sollen. Ein Beispiel ist das Projekt Berlin Mondiale, das Kultur und Theater in sozial benachteiligte Stadtteile bringt. Geschäftsführerin Sabine Kroner berichtet, dass sie am Montag noch Planungen für 2025 mit dem Senat besprochen hatte, nur um am nächsten Tag zu erfahren, dass ihr Projekt in 40 Tagen endet.

Bedrohung der Existenz

Für viele Kulturschaffende droht nun die Arbeitslosigkeit. Besonders betroffen sind Mitarbeiter, deren Visum an ihren Job gebunden ist. Auch laufende Verträge und geplante Projekte stehen auf dem Spiel.

Gefahr der Insolvenz

Auch große Institutionen wie die Schaubühne, das Grips-Theater und das Berliner Ensemble könnten von den Kürzungen betroffen sein. Tobias Veit, Geschäftsführer der Schaubühne, warnt vor einer möglichen Insolvenz, da gemeinnützige GmbHs nur begrenzt rote Zahlen schreiben dürfen. Sollte die Schaubühne die fehlenden 2,5 Millionen Euro nicht ausgleichen können, müsste sie innerhalb von 21 Tagen Insolvenz anmelden.

Auswirkungen auf freie Künstler

Die Kürzungen betreffen nicht nur große Institutionen, sondern auch freie Künstler. Die Berliner Kulturraum GmbH, die Arbeitsräume für Künstler in allen Sparten anbietet, steht vor dem Aus. Geschäftsführer Dirk Förster zweifelt an der rechtlichen Umsetzbarkeit der Kürzungen, da langfristige Mietverträge bestehen, deren Abwicklung hohe Schadensersatzforderungen nach sich ziehen könnte.

Die Kürzungen im Berliner Kulturetat haben weitreichende Folgen für die gesamte Kulturszene. Sowohl große Institutionen als auch freie Künstler sind betroffen. Die Unsicherheit und Verzweiflung unter den Kulturschaffenden ist groß, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickelt.

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