Hier als eigene Entscheidung - RFI beendete UKW-Verbreitung in Kambodscha
Der französische Auslandsrundfunk hat in Kambodscha eine Zäsur gesetzt: Mit dem Juli 2023 endete die UKW-Verbreitung von Radio France Internationale in diesem Teil des einstigen Französisch Indochina.
Eine eventuelle Einschränkung der Aussage betrifft Phnom Penh, wo auf einer gesonderten Frequenz rund um die Uhr das französische Programm läuft oder lief. Jedenfalls entfallen sind die Sendungen in der Khmer-Sprache und die damit bespielte, seit 1992 aufgebaute UKW-Kette.
RFI begründet das mit einem massiven, schnell verlaufenden Rückgang der gesamten Hörfunknutzung in Kambodscha. Dem stehe ein starker Zuwachs insbesondere der Interaktionen auf Facebook gegenüber. Deshalb konzentriere man sich fortan auf diesen Bereich.
Es handelt sich hier also nicht um eine Abschaltung aus politischen Gründen, wie sie RFI in Afrika fast schon gewohnt ist.
Man könnte deshalb auch fragen, wie lange der französische Auslandsrundfunk in Berlin noch seine Extrawurst genießen wird. Schon seit 2009 gilt Deutschland nicht mehr als relevantes Zielgebiet für RFI – eine offizielle Auffassung, der damals offen widersprochen wurde.
Nicht wohl gelitten sind in Kambodscha hingegen die Voice of America und das ebenfalls US-amerikanische Radio Free Asia. 2017 wurden die Übernahmen von deren Programmen auf UKW vollends unterbunden. Davon unberührt blieben nicht nur RFI, sondern auch die BBC und ohnehin China Radio International sowie die Stimme Vietnams.
Ein Argument für dieses Vorgehen bekam Premierminister Hun Sen auch noch aus den USA selbst geliefert: Er berief sich ausdrücklich auf einen „Fake-News-Preis“ von Donald Trump und seiner Partei.
Nichts mehr zu holen ist aus Kambodscha für Freunde des AM-Rundfunks. Zwar gibt es seit 2016 einen neuen Sender mit 600 kW und auf dessen Frequenz 918 kHz in Europa allenfalls noch holländische Kleinsender. Diese Mittelwelle wird aber nach wie vor mit höherer Leistung auch aus dem Iran und aus Indien belegt.
Die neue Anlage ersetzte die alte Sendestation in Phnom Penh (Stadtteil Steung Meanchey), die inzwischen vollständig eliminiert und überbaut ist. Geschichte sind damit auch die permanenten Überschwemmungen, wegen denen sich dort zehn Jahre lang niemand mehr zur Antenne begeben hatte.
Das Wasser und hohes Gras waren der einzige Berührungsschutz an dem 92 Meter hohen Mast (am Fuß solcher Mittelwellenantennen steht Hochspannung gegen Erde an). Man ließ den letzten, 1998 beschafften Sender mit etwa 80 kW laufen und kümmerte sich nicht weiter darum.
Schon in den 90er Jahren endete hier der Betrieb auf Kurzwelle. Bei älteren Rundfunkfreunden könnten die Frequenzangaben vielleicht noch Erinnerungen wecken: 4907 und 6090 kHz für die Inlandsversorgung und 11938 kHz für den Auslandsdienst, der mit der Abschaltung dieses Senders kurzerhand entfiel.
Aus der Rundfunkgeschichte ist auch abzulesen, wie Pol Pot auf einmal salonfähig war, nachdem Vietnam die Roten Khmer gestürzt hatte und das ganze Ausmaß von deren Verbrechen nicht zuletzt durch das Fernsehen der DDR aufgedeckt wurde.
Im Rahmen ihrer Bemühungen, Vietnam aus Kambodscha herauszudrängen, starteten britische und US-amerikanische Geheimdienste 1983 aus Thailand den Geheimsender „Stimme der Khmer“. Dafür gewinnen konnte der MI6 jenen Produzenten namens Neil Ffrench-Blake († 2016), der schon im Falklandkrieg ein solches Projekt koordiniert hatte.
Noch in den 2000er Jahren versuchten Veröffentlichungen in den USA, von CIA und MI6 als Betreiber dieses Senders abzulenken. Das durchkreuzte ausgerechnet Ffrench-Blake mit einem Buch.
Es gelang ihm nicht, dafür einen Verleger zu finden. Der Text mit dem Titel „The Pol Pot Conspiracy“ erschien deshalb 2015 ausschließlich in elektronischer Form auf der Kindle-Plattform.
Darin formulierte Ffrench-Blake eine Neuauflage von „wenn das der Führer wüsste“: Pol Pot sei ein Idealist und Patriot gewesen, der geglaubt habe, er könne das Leben der Menschen in Kambodscha verbessern. Dabei sei ihm leider die Kontrolle über seine Untergebenen entglitten.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.08.2023