Zusammenlegung light - Radio New Zealand zieht mit zu TVNZ

Zwei Jahre nach dem Scheitern des Plans, in Neuseeland eine Rundfunkanstalt nach europäischem Vorbild zu schaffen, gibt es Meldungen über eine „Zusammenlegung light“: In Auckland soll Radio New Zealand künftig das Gebäude von TVNZ mitnutzen.
Zwar sollen, wie betont wird, die beiden Institutionen strikt getrennt bleiben. Eine künftige Zusammenarbeit der Redaktionen dürfte sich aber kaum verhindern lassen.
Dies meldete die Tageszeitung NZ Herald, während sie selbst zum Gegenstand von Berichterstattung wurde: Sparmaßnahmen der Mediengruppe NZME führen unter anderem zum Abbau von fast 40 Stellen in deren Redaktionen.
Zu Sparmaßnahmen kommt es, unabhängig von den Plänen bezüglich Radio New Zealand, auch bei TVNZ. Die Medienlandschaft von Neuseeland befindet sich insgesamt in einer schwierigen Lage.

Für eine Zusammenlegung von Radio New Zealand und TVNZ hatte 2017 bereits ein Konzept vorgelegen. Es wurde verworfen und von intransparenten Hinterzimmerrunden eine Neufassung aufgestellt.
Mit dem Rücktritt der Ministerpräsidentin Jacinda Ardern landeten auch diese Arbeitsergebnisse im Papierkorb. Beerdigt wurde die Rundfunkreform von Arderns damaligem Nachfolger Chris Hipkins zusammen mit einer Reihe weiterer Gesetzgebungsvorhaben.
Hipkins behauptete, nicht zu wissen, wieviel Geld der abgebrochene Reformversuch gekostet hat. Medienberichte sprachen von fast 15 Millionen Neuseeländischen Dollar. Radio New Zealand veröffentlichte einen Gastkommentar, der unter der Überschrift „Sollen die Leute doch Netflix gucken“ von signifikantem Scheitern der Labour-Partei sprach.
Mit der Abkehr von Arderns Politik konnte Hipkins eine drastische Abwahl nicht mehr verhindern. An der heutigen, von den Konservativen geführten Koalition sind auch Rechtspopulisten beteiligt.

In diese Entwicklungen hinein produzierte Radio New Zealand selbst einen Skandal, indem es sein Kulturprogramm auf einen von noch vier Personen betreuten, terrestrisch lediglich über die Mittelwellen des Parlamentskanals verbreiteten Musikteppich eindampfen wollte.
Auf UKW sollte stattdessen ein neu zu schaffendes Programm für, so wörtlich, „ein jüngeres, diverseres Publikum“ kommen. Das sorgte bei der Ardern-Regierung nicht für Beifall, sondern für Verärgerung: Wäre man vorher gefragt worden, dann hätte man Unterstützung beim Aufbau einer dritten UKW-Kette zugesagt.
Danach nannte Radio New Zealand alles ein „Missverständnis“ und kam nicht mehr auf das Thema zurück.

Für das Parlamentsradio, auf dessen Frequenzen zu den freien Zeiten nun weiterhin ein externes religiöses Programm übernommen wird, erhält Radio New Zealand eine jährliche Zusatzfinanzierung von 1,7 Millionen Dollar.
Dennoch soll bis zum kommenden Jahr eine Entscheidung fallen, ob noch einmal 13 Millionen Dollar in die Instandhaltung der alternden Mittelwellen-Infrastruktur gesteckt werden. Bereits fest steht die Trennung vom Bestandssender in Auckland, da der Verkauf des Grundstücks voraussichtlich 6 Millionen Dollar einbringt.
Tatsächlich bewilligt wurden 4,4 Millionen Dollar dafür, nochmals einen Kurzwellensender zu kaufen, obwohl erst 2006 eine solche, für derartige Technik noch junge Anlage neu beschafft wurde.
Möglich machte es einmal mehr das Zauberwort „Digitalisierung“. Diese Seite zeigt neben dem mittlerweile zweifachen Einbau neuer Technik auch den ursprünglichen, 1990 von Thomson-CSF gelieferten, im Vergleich immer noch nicht alten Sender.
Als konkreter Anwendungsfall gelten Überspielungen zu Partnern im Pazifikraum. Es steht dahin, inwieweit davon praktischer Gebrauch gemacht wird. Schon in der Bebilderung dieses Artikels fällt die bei einer solchen Partnerstation ohnehin vorhandene Satellitentechnik ins Auge.

Die Sendestation Rangitaiki, im Inneren der neuseeländischen Nordinsel, hatte ihrerseits die ab 1948 genutzte Kurzwellentechnik in Wellington abgelöst. Schon diese machte sich trotz mit 7,5 kW bescheidener Sendeleistung mitunter bis nach Europa bemerkbar.
Die recht günstigen, seit Inbetriebnahme der heutigen Sendestation mit nunmehr 100 kW entsprechend verbesserten Empfangsmöglichkeiten verdanken sich der Lage fast am Antipodenpunkt, also „gegenüber“. Der damit beliebige Ausbreitungsweg sorgt für eine teilweise Kompensation der sehr großen Entfernung.
Bis zum 28. März läuft die reguläre Verbreitung des Kurzwellenprogramms von Radio New Zealand auf den folgenden Frequenzen. Den jeweils aktuellen Stand enthält diese Seite.
06.59-13.58 Uhr: 13755 kHz
13.59-17.58 Uhr: 7390 kHz
17.59-19.58 Uhr: 11725 kHz
19.59-21.58 Uhr: 15720 kHz
21.59-06.58 Uhr: 17675 kHz
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 23.02.2025