HappySad - Wine Dark Sea von Jolie Holland
Sie klingt wie die kleine, desorientierte Schwester von Lucinda Williams, die ihre Dämonen nicht los wird. Tatsächlich aber stecken im sechsten Soloalbum der ehemaligen Be Good Tanyas Chefin all ihre Einflüsse so gesammelt, rau und kontrovers beieinander wie nie zuvor.
Das klingt fern von lieblich, erinnert an den krassen Erzählton von Tom Waits, lässt bis zu vier E-Gitarren, äthiopische Klarinetten, Bassimprovisationen und downhome Soulrhythmen nebeneinander wirken. Hier stehen die alten Deltablues Musiker ebenso Pate wie wilde, dekonstruktive No Wave Einflüsse. Ihr torkeliger Tremologesang, hat man sich erst mal gewöhnt, passt perfekt zu den irrlichternden lyrischen Unternehmungen verzweifelter, unersättlicher Liebe, das ist artifiziell und authentisch zugleich und kann gerade darin ergreifen.
Musik wie ein Anschlag, zugeben, herausfordernd und mit wunderschönen Momenten. Das dunkel countryeske Route 30, das deep soulige, sich am Ende in Wildheit auflösende Waiting For The Sun, immer getragen von einer inspirierten Band.
Christine Heise im tip-Magazin