Wenn dieser Songwriter Buddha seine Stimme erhebt, schweigt alles. Mittlerweile in seinen Siebzigern bleibt sein Gesetz, einen Song erst zu entlassen, wenn er wirklich steht, ungebrochen. Banales kommt nicht von ihm, und so sind seine Themen Soldaten (who’s gonna save the hero from himself), Herzensbruch (hell bent), der Coyote Man, der mexikanischen Flüchtlingen das Blut aussaugt, aber auch Leute, die Bluegrass nicht ausstehen können (sympathisch).

Und wenn er vom Waltzing Fool singt, ein Stück seines Freundes Lyle Lovett, dann singt er auch von sich. Zentral aber ist die Trauer um seine Frau Susanna, die 2012 starb, und deren Foto mit strengem Blick (Guy hatte mal wieder gezecht mit Kumpel Townes Van Zandt) das zentrale Motiv ist. Der Verlust ihrer Liebe und Anteilnahme lässt ihn traurig zurück, gebrochen oder selbstmitleidig finden wir ihn nicht.

An Größe ist dieser Mann kaum zu übertreffen. Zurückhaltend und verlässlich unterstützt wird er von seinen Vertrauten, u.a. Shawn Camp, Verlon Thompson und Morgan Stapleton in den Backingvocals, die wie immer mit maximaler Ruhe vorgetragenen Songs legen sich wie eine warme Decke auf die Seele.

Christine Heise im TIP-Magazin