HappySad - High Top Mountain von Sturgill Simpson
Mal wieder ein knackiges Countryalbum gefällig? Vor lauter Americana Sweetness vergisst man ja fast, was ein richtiger Kerl ist. Dieser hier versetzt dem Heartbreak lieber einen Kinnhaken als sich im Unglück zu suhlen, kann einen Sturm gut von einer Briese unterscheiden und sucht sein Heil ganz gewiss nicht im Internet. Das bringt ein paar kraftvolle Up-Temposongs zwischen Bluegrass und Southern Rock hervor.
Sein Held ist der Großvater, und er würdigt ihn in einer hymnischen, herzergreifenden Ballade, lobt alle Eigenschaften, die so rar geworden sind: Verständnis, Trost, Stolz, echte, tiefe Freundschaft – viel Herzblut und Gier nach Leben wird hier verhandelt, aus männlicher Perspektive hadernd mit der modernen Welt.
Der Mann aus Kentucky hat von so ziemlich allem die Schnauze voll, von müden Countrysongs ebenso wie von falschen Anklagen, in Some Days heißt es: cut a vein just to see it bleed. Die Pedal Steel setzt dazu nicht zarte Tupfer, sondern ist wild treibende Kraft.
In der Tradition wie Waylon Jennings, Merle Haggard und Jamey Johnson drückt sich hier ein Newcomer erstaunlich kompromisslos und spielfreudig aus, ein fast altmodisches Honky Tonk Feeling herrscht auf diesem rasanten Debüt.
Christine Heise im TIP-Magazin