HappySad - Dr.Blue And Mr.Gold von Martin Dean
Das Phantom lebt. Stolze zehn Jahre ist es her, dass der sich schelmisch Martin Dean nennende Patrick Pilsl sein Debütalbum The Best Of Martin Dean nannte. Ein groovy Undergroundwerk aus Berlin, das in jeder Hinsicht singulär blieb und von einem mysteriösen Lebemann mit Hang zu Croonern wie Frank Sinatra, Jaques Brel und Tony Christie kam.
Die künstlerische Symbiose zwischen dem Sänger und dem musikalischen Mastermind im Hintergrund, Yoyo Röhm, hat sich verfeinert und ist um das Babelsberger Filmorchester reicher geworden.
Großartig wie der mittlerweile durch zahlreiche Film- und Bandprojekte erfahrene Röhm den zwischen Chanson und Soul agierenden Songs Arrangements voller Weite und Tiefe verpasst, ohne die Intimität der Songs zu stören. Das klingt mal dramatisch nach James Bond, mal nach 70er Jahre Soul à la Shaft und Curtis Mayfield, dann wieder nach lockerem Big Band Swing.
Das nahezu 50 köpfige Ensemble sprengt die Norm, und mit Jochen Arbeit, Carl Carlton, Alex Hacke und Toby Dammit ist allerlei Szeneprominenz vertreten. Dem genialen Dilettantismus hat man ja längst abgeschworen und strebt Perfektion an, bei der nur das charmante, etwas mühsame Englisch des Sängers das internationale Tableau irritiert.
Owl Song liegt ein Gedicht von Sylvia Plath‘ Gatte Ted Hughes zu Grunde und unterstreicht den melancholischen Grundton, den hier keine noch so angestrebte Coolness überdecken kann.
Musik für den vergnügungssüchtigen, aber hoffnungslos einsamen Großstadtmenschen.
Christine Heise im TIP-Magazin