Wissenschaft - Zoll-Offensive von US-Präsident Donald Trump - aktuelle Einschätzung
US-Präsident Donald Trump hat weitreichende Zölle auf Importe aus fast allen Ländern angekündigt. Diese Zoll-Offensive führte zu einem globalen Börsencrash. Ob die Situation weiter eskalieren kann und welche Maßnahmen die EU jetzt anstreben sollte, darüber sprechen wir mit Prof. Achim Wambach vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
Statistisch gesehen hat etwa jede sechste Person in Deutschland ihr Erspartes in Aktien investiert. Wenn Sie sich in der Fußgängerzone umsehen, könnte Ihnen theoretisch jeder Sechste mit schlechter Laune begegnen. Jahrelang wurde empfohlen, in breit gestreute und sichere ETFs zu investieren. Doch nun geraten selbst diese unter Druck. Der Grund? US-Präsident Donald Trump spielt mit dem Welthandel.
Der DAX, der Nikkei und der S&P 500 haben ordentlich Prozentpunkte verloren, Unternehmen wie Apple, Nvidia und Tesla verzeichnen erhebliche Verluste. Für die EU gelten 20 Prozent Zölle, wobei Deutschland laut Experteneinschätzungen als exportstarke Volkswirtschaft einen Exportrückgang in die USA von etwa 20 Prozent und einen BIP-Rückgang von bis zu 0,5 Prozent befürchtet. Besonders betroffen sind Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie, Maschinenbau und Pharma sowie Sportartikelhersteller.
Hohe Zölle und ihre Auswirkungen
Diese Woche hat Trump hohe Zölle für fast alle Länder verhängt, die in die USA exportieren. Diese Maßnahmen waren höher als erwartet und haben weltweit zu Kursverlusten geführt. Prof. Achim Wambach, Präsident des ZEW Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, erklärte auf radioeins, dass die Rezessionsgefahr in den USA stark gestiegen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA in eine Rezession laufen, ist hoch.
Wer zahlt die Zölle?
Zölle sind wie Eintrittsgelder für Waren. Doch wer zahlt diesen Eintritt letztlich? Laut Wambach ist es eine Mischung aus Endverbrauchern und Unternehmen. Amerikanische Konsumenten zahlen mehr für importierte Waren, während europäische Unternehmen weniger exportieren, da die Produkte teurer werden. Dies führt zu einer Reduktion des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 3-4 Prozent.
Patriotischer Akt oder wirtschaftlicher Nachteil?
Die Unsicherheit durch Trumps Zollpolitik führt dazu, dass Unternehmen zögern, in den USA zu investieren. Der Political Uncertainty Index ist so hoch wie während der Pandemie, was Investitionen hemmt. Zudem herrscht in den USA fast Vollbeschäftigung, was es schwierig macht, neue Mitarbeiter zu finden, besonders wenn Migranten ausgewiesen werden.
Inflation und Gegenzölle
Die Kombination aus Zöllen und hoher Beschäftigung treibt die Inflation in den USA an. Die FED hat bei den Zinssenkungen pausiert und könnte gezwungen sein, die Zinsen wieder zu erhöhen. Wenn die EU Gegenzölle beschließt, könnte dies zu einer Eskalation führen, die weitere Unsicherheiten mit sich bringt.
Langfristige Perspektiven
Obwohl Trumps Maßnahmen den Welthandel kurzfristig stören, gibt es auch neue Chancen. Handelsverträge mit MERCOSUR-Staaten und Indien werden verhandelt, und das Vakuum, das Trump hinterlässt, wird gefüllt. Die Welt ist größer als die USA, und der Welthandel wird sich neu aufstellen.