Wissenschaft - Tabuthema: Genitalverletzungen bei cis Männern
Wie tief die Erzählung des "potenten Mannes" in unserem Denken verankert ist, zeigt die als Buch erschienene Dissertation "Schweigen, Scham und Männlichkeit. Leben mit Genitalverletzungen". Die Arbeit beleuchtet das gesellschaftliche Tabu rund um Genitalverletzungen bei cis Männern. Wir sprechen mit Dr. Myriam Raboldt darüber, wie das Thema enttabuisiert werden kann und blicken auf die gesellschaftliche Debatte zu Männlichkeit und Verletzlichkeit.
Durch qualitative Interviews mit Betroffenen, die oft unter Depressionen und Suizidgedanken leiden, wird deutlich, wie schwer es ihnen fällt, über den Verlust ihrer Genitalien zu sprechen – sei es durch Amputation oder Funktionsverlust. Es fehlen Anlaufstellen, außerdem treibt die Tabuisierung des Themasbetroffene Männer häufig in Isolation.
Die Forschung ist besonders relevant angesichts aktueller Berichte aus dem Ukraine-Krieg, wo sexuelle Gewalt und Genitalverstümmelungen gezielt als Kriegswaffe eingesetzt werden, um Männer zu erniedrigen und ihre Identität zu zerstören.