Wissenschaft - Altsein beginnt gefühlt immer später
Ab wann ist ein Mensch alt? Die subjektive Einschätzung, ab wann jemand als alt gilt, verschiebt sich immer weiter nach hinten. Das heißt, für Erwachsene heute beginnt "Altsein" später als für Erwachsene, die in früheren Jahrzehnten geboren wurden. Das zeigt jetzt eine internationale Studie mit Beteiligung der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universitätsmedizin Greifswald, die im Fachmagazin "Psychology and Aging" veröffentlicht wurde. Wir sprechen darüber mit der Psychologin und Gerontologin Prof. Dr. Susanne Wurm, Leiterin der Abteilung Präventionsforschung und Sozialmedizin am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald.
Grundlage der Forschung sind die Daten der Deutschen Alterssurvey, einer bundesweit repräsentativen Befragung von Personen, die 40 Jahre und älter sind. Insgesamt konnten die Forschenden so 14.000 Daten von Menschen auswerten, die zwischen 1911 und 1974 geboren wurden. Das Ergebnis: Im Schnitt empfanden Menschen im Alter von 64 Jahren, dass das "Altsein" mit etwa 75 Jahren beginnt. Je älter die Befragten jedoch selbst werden, desto mehr verschiebt sich die Grenze zum Altsein nach oben.
Woran diese Veränderung des wahrgenommenen "Altseins" liegt, darüber spekulieren die Wissenschaftler. Eine Erklärung könnte die (historisch gesehen) gestiegene Lebenserwartung sein. Menschen bleiben heute länger fit und der Eintritt in die Rente oder Enkelkinder, was oft Zeichen für den Beginn des Alters sind, verschieben sich nach hinten.