Rad'n'Roll - Drastische Einsparungen im Verkehrsetat: Auswirkungen auf den Radverkehr in Berlin

Rote Ampel für Fahrradfahrer © radioeins/Chris Melzer
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Am härtesten schlägt das Sparprogramm des Senats im Bereich Verkehr und Mobilität zu: 660 Millionen Euro, knapp ein Fünftel des Verkehrsetats, werden gestrichen. Während große kostenintensive Straßenprojekte fürs Auto außen vor sind, hat es vor allem den Fußverkehr, ÖPNV und den Radverkehr getroffen. Für Sanierung und Neubau von Radwegen gibt es insgesamt 5 Millionen Euro weniger. Mehr zu den Konsequenzen des Sparprogramms von radioeins-Fahrradexperte Henrik Barth.

Besonders betroffen sind Projekte in den Berliner Bezirken, die auf die Finanzierung durch den Senat oder Bundesförderungen angewiesen sind. Ein Beispiel ist die Fahrradstraße des Straßenzugs Monumentenstraße-Langenscheidtstraße in Schöneberg, die nun aufgrund fehlender Mittel nicht umgesetzt werden kann.

Verkehrsprojekte haben einen langen Planungsvorlauf und erfordern viele Abstimmungen mit verschiedenen Akteuren wie Bürgerinnen und Bürgern, der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), der Feuerwehr und der Polizei. Wenn die Planungen abgeschlossen sind, fehlt oft die Finanzierung für die Umsetzung. Saskia Ellenbeck, Bezirksstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, betont, dass ohne die notwendigen Mittel viele Projekte nicht realisiert werden können. Dies führt zu erheblichen Verzögerungen und einem möglichen Stillstand beim Radwegebau.

Unverständliche Fördermittelvergabe

Ein weiteres Problem ist die unzureichende Nutzung von Bundesfördermitteln. Laut dem Bundesministerium für Verkehr hat Berlin zwischen 2021 und Ende 2023 knapp 13,5 Millionen Euro für Radwege verfallen lassen. In diesem Jahr wurden beispielsweise für zwei Projekte in Berlin-Mitte rund 700.000 Euro Bundesmittel nicht abgerufen, weil der Senat die entsprechenden Anträge nicht weitergeleitet hat. Diese ineffiziente Mittelvergabe könnte den Radwegausbau in Berlin nahezu zum Erliegen bringen.

Forderungen nach Klarheit und Effizienz

Die Bezirke benötigen jetzt klare Vorgaben und eine zügige Weiterleitung der Förderanträge durch die Senatsverwaltung, um die verfügbaren Gelder nutzen zu können. Auch die Nutzung von Finanzkennungen wie der Parkvignette, die nach Ansicht vieler Experten leicht anzuzapfen wäre, bleibt ungenutzt. Allein in Tempelhof-Schöneberg könnten bei einer Gebühr von 10 Euro pro Monat 2,6 Millionen Euro zusammenkommen.