Krise an Silvester - Wie hilft der Krisendienst?
"Ein Leben ohne Krisen gibt es nicht" - lässt sich prominent auf der Webseite des Berliner Krisendienstes lesen. Er hilft jeden Tag bei psychosozialen Krisen bis hin zu akuten seelischen und psychiatrischen Notfällen, auch über die Feiertage. Ältere Menschen, die alleine sind, und junge Leute, die das erste Mal die Feiertage alleine in Berlin verbringen, wenden sich an den Dienst. Es gibt keinen klassischen Anrufer oder Klienten. Der Berliner Krisendienst erhält Anrufe von einem Querschnitt der Gesellschaft, erklärte der Psychologe und Leiter des Berliner Krisendienstes Süd-Ost Thore Würger auf radioeins.
Gerade die dunkle Jahreszeit, der Weihnachtsstress und die hohen Erwartungen zum Jahreswechsel sind eine Belastungsprobe für viele Berliner und Berlinerinnen. Der Psychologe Thore Würger erklärt im Gespräch mit Kerstin Hermes auf radioeins, dass sich die Feiertage wie Weihnachten und Silvester sich gar nicht so fundamental vom Rest des Jahres unterscheiden. Wenn man die Feiertage wie Weihnachten oder die Silvesternacht mit einer lauen Sommernacht im Juli vergleicht, dann gibt es sehr viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, so der Leiter des Berliner Krisendienstes Süd-Ost. Doch das Ende des Jahres lädt dazu ein, eine Rückschau auf das vergangene Jahr zu halten. Menschen balancieren ihre Erlebnisse und bewerten, ob das Jahr gut oder schlecht war. Diese Reflexion kann Krisen auslösen, besonders wenn die Bilanz negativ ausfällt.
Würger betonte auf radioeins, dass es hilfreich sein kann, Abstand zu gewinnen und sich daran zu erinnern, dass das normale Leben nach den Feiertagen weitergeht. In krisenhaften Situationen geht es darum, die Situation zu vereinfachen und in bewältigbare Teile aufzuteilen.