"Bunkerplan" - Deutschland plant mehr Schutzräume: Ein Blick auf die aktuellen Maßnahmen
Angesichts der sich verschärfenden internationalen Bedrohungslage wollen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Innenministerien wieder mehr Bunkerräume in Deutschland einrichten. Nur noch ein Viertel ist intakt. Braucht Deutschland einen Bunkerplan? Wir sprechen mit Frank Roselieb, Krisenforscher und geschäftsführender Direktor des Instituts für Krisenforschung in Kiel.
Nur noch etwa ein Viertel der deutschen Bunkerschutzräume ist intakt und könnte höchstens rund 480.000 Menschen Zuflucht bieten, was nur einem Bruchteil der Bevölkerung entspricht. Deshalb planen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie die Innenministerien, mehr Schutzräume in Deutschland einzurichten.
Frank Roselieb, Geschäftsführer und Direktor des Instituts für Krisenforschung an der Universität Kiel, erklärte auf radioeins, dass das Konzept nicht neu ist. Seit 2023 gibt es ein Gesamtszenario zur Umsetzung der Konzeption zivile Verteidigung, das auch auf die Weltlage, insbesondere Russland und die Ukraine, reagiert. Im Juni 2024 wurde in der Innenministerkonferenz vereinbart, die Schutzräume zu zählen. Das Ergebnis war ernüchternd: etwa 600 Räume für maximal 500.000 Menschen, was etwa einem halben Prozent der Bevölkerung entspricht.
Vergleich mit anderen Ländern
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass andere Länder besser vorbereitet sind. Österreich hat Schutzräume für rund 30 Prozent der Bevölkerung, die Schweiz sogar für über 100 Prozent. Selbst Schweden kommt auf 81 Prozent. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Deutschland einen Bunkerplan entwickelt. Diese Zahlen verdeutlichen den Nachholbedarf in Deutschland.
Vergangenheit und Versäumnisse
In der Vergangenheit wurde der Zivilschutz in Deutschland vernachlässigt. Während der Katastrophenschutz, wie beim Ahrtal, Fortschritte gemacht hat, weist der Zivilschutz deutliche Defizite auf. Der Bau von Bunkern ist teuer, und es fehlt an Warnsystemen, die die Bevölkerung rechtzeitig informieren. Früher gab es in Westdeutschland etwa zehn Warnämter, die heute nicht mehr existieren.
Zukünftige Pläne und Möglichkeiten
Der Bunkerplan soll systematisch erfassen, welche Einrichtungen als Flucht- und Schutzräume in Frage kommen, darunter Tiefgaragen und U-Bahnhöfe. Roselieb betont, dass es bereits einige Schutzräume gibt, wie Tiefgaragen und Kellerräume. Öffentliche Gebäude, die in den 70er und 80er Jahren gebaut wurden, verfügen oft noch über Schutzräume mit stahlverstärkten Wänden. Auch in Mehrfamilienhäusern könnten innenliegende Räume ohne Fenster genutzt werden.
Herausforderungen und Lösungen
Die Nutzung von U-Bahnhöfen als Schutzräume hängt davon ab, wovor man sich schützen möchte. Während atomare Angriffe weiterhin eine Bedrohung darstellen, sind moderne Bedrohungen wie Drohnenangriffe auf kritische Infrastruktur ebenfalls relevant. Bunker bieten Schutz vor Trümmern, aber es muss sichergestellt werden, dass mehrere Ausgänge vorhanden sind.