Berlinale Talk - Jurypräsident Todd Haynes
Todd Haynes ist Jury-Präsident der 75. Berlinale. Bekannt wurde er durch Filme mit schillernden Frauenfiguren, etwa den Liebesfilm "Carol" (2015) mit Cate Blanchett und Rooney Mara oder "May December" (2023) mit Julianne Moore und Natalie Portman. Wie wird Hanyes die Jury leiten, was erwartet er von der Berlinale und wird er Schauspielerin Hanna Schygulla treffen? ""Allein schon die Möglichkeit, dass ich ihr über den Weg laufen könnte, macht mich nervös," hat Haynes in einem Interview gesagt. Katja Nicodemus hat den Jurypräsidenten getroffen und bringt Eindrücke und Interviewausschnitte mit in den radioeins-Truck.
Katja Nicodemus hat vor einigen Tagen mit Todd Haynes gesprochen, einem schillernden Vertreter des unabhängigen amerikanischen Autorenkinos. Haynes ist bekannt für sein glamouröses und zugleich intellektuelles Kino, das oft soziale Settings und Geschlechterverhältnisse thematisiert. Seine Filme erzählen von Heldinnen, die innere Konflikte erleben und sich von ihrer Umgebung entfremden.
Todd Haynes und das New Queer Cinema
Todd Haynes gilt als Mitbegründer des New Queer Cinema der späten 80er und frühen 90er Jahre. Im Gespräch mit Katja Nicodemus betonte er, dass es beim queeren Kino nicht nur um die Darstellung schwuler und lesbischer Themen ging, sondern um eine rebellische Form des Erzählens, die politische Anerkennung suchte. Haynes ist ein großer Stilist und ein eleganter Erzähler, der das Melodrama als sein liebstes Genre bezeichnet.
Das Melodrama als zentrales Genre
Für Haynes ist das Melodrama das Kino-Genre schlechthin. Es erzählt von Beziehungen und Familien und wird oft als "Tränenfilm" bezeichnet. Haynes bewundert die Melodramen seiner Vorbilder Rainer Werner Fassbinder und Douglas Sirk und sieht in Julianne Moore, die in vielen seiner Filme mitspielt, die perfekte Verkörperung seiner Heldinnen.
Politische Lage in den USA
Natürlich wurde Haynes auch auf die politische Lage in den USA angesprochen. Er nutzt historische Perioden, um die Gegenwart zu beleuchten, und sieht die aktuelle politische Situation als dramatisch an. Haynes betont die Notwendigkeit, erhobenen Hauptes durch diese Zeit zu gehen und sie im Kino darzustellen.
Vorfreude auf die Berlinale
Abschließend erzählte Haynes, dass er sich besonders darauf freut, Hanna Schygulla auf der Berlinale zu treffen, die er sehr bewundert. Er ist gespannt auf die Filme und die Preisverleihung, bei der er als Jurypräsident ein gewichtiges Wort mitzureden hat.