"Heute entscheide ich mich für Freude. Das ist nicht das Gleiche wie Glück. Es ist eher so etwas wie Hoffnung." Wenn Valerie June über ihre neuen Songs spricht, spricht sie auch über die aktive Entscheidung das Positive hervorzuheben. In Zeiten von konstant beunruhigenden Nachrichten, wirtschaftlicher Ungerechtigkeit oder Klimawandel will sie den schlechten Gedanken nicht das Feld überlassen. Das sei nicht immer einfach – schließlich habe niemand konstant gute Laune. Und tatsächlich stellt auch Valerie öfter am Tag ihre eigene Arbeit, ihr eigenes Handeln in Frage.

"Manchmal lese ich tagsüber etwas in den Nachrichten oder so, und dann trifft es mich so hart, dass ich mich frage: Warum versuche ich es überhaupt? Dann bin ich mürrisch und deprimiert. An dem Punkt habe ich mir angewöhnt innezuhalten: ich mache eine Drei-Atem-Meditation. Ich pausiere, was ich tue, atme tief ein, und versuche mich zu erden, mich zu rezentrieren. Das muss ich mehrfach am Tag machen, um wieder ready zu sein, ‚gestimmt‘ – wie ein Instrument. Man kann ein Lied schließlich nicht einfach spielen. Man muss das Instrument stimmen, und dann kann man den Song spielen."

Ihre neuen Songs sind allerdings kein uneingeschränkter Aufruf zum Eskapismus oder hin zu geradezu toxisch positiven Einstellungen. Vielmehr verweigert Valerie June dem Schlechten den Hauptfokus. Ihre Energie gilt dem Sozialen, einer Gesellschaft, in der sich die Individuen unterstützen – in der Hoffnung, dass sich diese Einstellung potenziert. Ihr selbst helfe dabei, sich der Geschichte ihrer Vorfahren, ihrer eigenen Herkunft bewusst zu sein – der einer Afro- Amerikanerin, aufgewachsen in den US-Südstaaten. Dass Menschen wie Nelson Mandela oder Martin Luther King sich für die Rechte ihrer Vorfahren eingesetzt haben. Für ihre Rechte, sodass Valerie June heute andere Freiheiten genießt als ihre Eltern oder Großeltern.

Produziert hat Valerie June ihre 14 neuen Stücke gemeinsam mit M.Ward, mit dem sie bereits vor Jahren schon den Plan geschmiedet hat, ein Album zu machen als sich die beiden auf dem Newport Folk Festival getroffen haben. In Abstimmung mit ziemlich dichten Terminkalendern haben sie nun endlich die Zeit gefunden.

"Owls, Omens, and Oracles" erzählt kleine Geschichten, die sich um die (Nächsten-)Liebe drehen, genauso wie um Selbstwert oder den Glauben daran, dass aktives Handeln unsere Gesellschaft auch positiv beeinflussen kann, wenn man sich die innere Freude bewahrt!