Album der Woche - "The Last Flight" von Public Service Broadcasting

"The Last Flight" von Public Service Broadcasting © So
"The Last Flight" von Public Service Broadcasting | © So

Bekannt dafür, ihre Instrumentalstücke mit Archiv-Audioaufnahmen zu versehen und Konzeptalben zu historischen Themen zu veröffentlichen, hat sich die britische Band Public Service Broadcasting nun den Interviews, Gedichten, Briefen und Tagebüchern der US-amerikanischen Flugpionierin Amelia Earhart gewidmet. Diese ist im Mai 1937 zu ihrem letzten Flug aufgebrochen, mit dem Plan entlang des Äquators die Welt zu umrunden. "The Last Flight" portraitiert gleichermaßen die Tragik ihres Verschwindens sowie von Amelia Earharts Begeisterung für das Fliegen.

Der Wettlauf ins All zwischen den USA und der Sowjetunion oder zuletzt ein Album über die Geschichte Berlins und die Strahlkraft der Stadt seit den 20er Jahren: Die Konzeptalben von Public Service Broadcasting sind Dossier beziehungsweise Reisen in vergangene Zeiten. Die Band um J. Willgoose, Esq. verbringt Zeit in Archiven, recherchiert historische Figuren und Ereignisse und setzt sie in Musik um. Auf der Suche sind Willgoose über die Jahre dabei vor allem männliche Protagonisten begegnet; ein Umstand, den er bewusst ändern wollte und mit der Geschichte um die Pilotin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart in ein neues Universum gezogen wurde. Ihr Versuch die Welt am Äquator im Jahr 1937 mit ihrer Lockheed Model 10 Electra zu umrunden, ist kurz vor dem Ziel gescheitert. In der Nähe der Insel Howland, im pazifischen Ozean bricht am 02. Juli 1937 das Funksignal ab. Berichte, das Wrack sei in diesem Jahr endlich entdeckt worden, sind bisher nicht bestätigt.

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Insgesamt portraitierten neun Songs auf dem neuen Album "The Last Flight" von Public Service Broadcasting Earharts letzte Reise. Da in den Archiven vor allem Schriftgut vorhanden war und die existierenden Ton- wie Bildaufnahmen laut Willgoose Earharts Charakter aus ihrer Poesie, Briefen und Interviews nicht entsprechend transportieren würden, hat sich Public Service Broadcasting auf "The Last Flight" zum ersten Mal zu einem Casting entschieden. Die Schauspielerin Kate Graham liest Passagen ein, J. Willgoose, Esq. fügt ihnen den Sound und Atmosphäre der Zwei-Propeller-Maschine hinzu, um die Aufnahmen – wie auf den bisherigen Alben der Band – wie authentisches Archiv-Material klingen zu lassen.

"The Last Flight" klingt an vielen Stellen erstaunlich analog, was mitunter mit neuen Abläufen und Strukturen der Band zu tun haben kann. Nachdem J. Willgoose, Esq. vor ein paar Jahren von Berlin nach London zurückgezogen ist, hat er sich ein eigenes Studio aufgebaut. Mit dem stetigen Zugriff auf Technik und Instrumente, baut er selbst nicht jeden Demo-Song akribischen am Computer vor, um ihn danach seiner Band (JF Abraham, Wriggleswort, Mr B) zu präsentieren, sondern lädt sie – wie auch andere Musiker*innen – ein, die eigenen Interpretationen, den Sounds und Ideen von Willgoose beizuteuern.

Nach dem Album "Amelia" (erschienen am 30.08.2024) von Laurie Anderson, ist "The Last Flight" bereits das zweite Album innerhalb kurzer Zeit, was sich dem letzten Flug von Amelia Earhart widmet. Und wie auf dem Album von Anderson, wird auch bei Public Service Broadcasting noch einmal deutlich, dass Earhart nicht nur eine Bereicherung für ihre Profession war, sondern die Pilotin vor allem für Gleichberechtigung und Mut stand. Ihre Biografie ist damit auch nach fast 90 Jahren erstaunlich aktuell; oder wie Laurie Anderson es formuliert hat: "It is a good time to hear from her."

Laurina Schräder, radioeins

Tracklist

1 I Was Always Dreaming
2 Towards The Dawn
3 The Fun Of It (ft. Andreya Casablanca)
4 The South Atlantic (ft. This Is The Kid)
5 Electra
6 Arabian Flight
7 Monsoons
8 A Different Kind Of Love (ft. Eera)
9 Howland

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