Album der Woche - "Miss Flower" von Emilíana Torrini

"Miss Flower" von Emilíana Torrini © Grönland
"Miss Flower" von Emilíana Torrini | © Grönland

Hunderte von Liebesbriefen findet Emilíana Torrini gemeinsam mit ihrer Freundin Zoe Flower, nachdem Zoes Mutter stirbt. Die Geschichten der zahlreichen Verehrer von "Miss Flower" spinnen sich im Kopf von Torrini weiter. Verpackt in eine – im besten Sinne – elektronisch-poppige Sound-Wolke sind zehn mysteriösen Liebesdramen nun auf ihrem neusten Album erschienen.

Wenn die isländische Musikerin Emilíana Torrini in England ist, verbringt sie viel Zeit im Haus von ihren Freunden Zoe und Simon; und so auch immer wieder Zeit mit Zoes Mutter – mit Miss Flower, die im oberen Stock wohnt. Ganz selbstverständlich geht Torrini nach oben, sie trinken Gin Tonic und reden über alles mögliche, Anekdoten aus dem Leben. Als Miss Flower stirbt bekommen diese Anekdoten eine neue Dimension: Torrini und ihre Freunde finden hunderte von Liebesbriefen, geordnet und aufbewahrt – wie ein Schatz, den Geraldine Flower gut gehütetet hat.


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In den Briefen findet sich das Material von diversen Liebesdramen. Die Verehrer sind männlich, weiblich, leben in England, Australien, den USA oder in der Karibik, sie sind Gelegenheitsbekanntschaften, Freunde oder gar Agenten. Mit jedem Brief entspinnt sich eine neue Geschichte, die Emilíana Torrini zu ihrem neuen Album inspiriert – zu einer Hommage an "Miss Flower".

"She was a fantastic woman. I think it's really kind of like a miracle. To find a muse, to be able to go outside of yourself and connect to somebody's life and a little bit to their character. I call it ‚a very rare bird‘ to meet a muse."

Geraldine Flower hat australische und irische Wurzeln und kommt schließlich als junge Frau nach England. Oft arbeitet sie für Magazine und Zeitungen, und reist in den 60er und 70er Jahren um die Welt. Immer wieder stellt sich Emilíana Torrini ihr Leben, die Reisen vor, und wie Geraldine Flower in London ihr Glück sucht. In den Lyrics ihrer biografisch-fiktiven Stücke geht es genauso um die Zeilen, die nicht explizit in den Briefen geschrieben sind, und darum, was in ihnen mitschwingt.

"The songwriting went a lot with – reading a letter, taking out maybe sentences that I loved, but a lot of it was just starting to write in a flow from the letters; almost rewriting it from memory. And I was filling in the silences a lot, what was not being said, and maybe what I wish would have been said."

Während sie an dem Album arbeitet, wohnt Emilíana Torrini sogar in der Wohnung von Miss Flower. Gemeinsam mit Simon Byrt, mit dem Torrini bereits viele Jahre zusammenarbeitet und der der Mann von Zoe Flower ist, nimmt sie die Stücke direkt vor Ort, im Home Studio auf. Bewusst wählen sie einen eher poppigen Zugang, auch wenn Torrinis erster Gedanke ist, ihren Gesang, lediglich von einer Akustikgitarre begleiten zu lassen.

"I just felt like it would be a challenge for us to make more of an electronic and more of a pop record because it's just harder, you know, and if we could get away with that or even have the ability to do that. So yeah, it was more like an experiment for us to do the opposite of what you expect."

Entstanden sind zehn Songs, die natürlich vorrangig die Sicht der Verehrer von Flower aufgreifen; Briefe von Miss Flower selbst finden sie nicht. Kurz bevor das Album allerdings fertig ist, entdeckt Zoe Flower ein Gedicht ihrer Mutter: in ihrem "Love Poem" schreibt Geraldine Flower von der totalen Hingabe zweier Menschen zueinander – und liefert Emilíana Torrini so letztlich doch noch ihre ganz eigene Perspektive auf die Liebe.

Laurina Schräder, radioeins

Tracklist

1 Black Water
2 Lady K
3 Waterhole
4 Dreamers
5 Miss Flower
6 Black Lion Lane
7 Let's Keep Dancing
8 Love Poem
9 The Golden Thread
10 A Dream Through The Floorboards

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