Album der Woche - "Small Changes" von Michael Kiwanuka

"Small Changes" von Michael Kiwanuka © Polydor
"Small Changes" von Michael Kiwanuka | © Polydor

In jedem seiner neuen Songs singt Michael Kiwanuka von den kleinen und größeren Veränderungen in seinem Leben - der Bewältigung von Depressionen, Höhen und Tiefen der Ehe oder aber der Erinnerung an den Traum des schwarzen Jugendlichen aus London Gitarrist werden zu wollen.

Kleine Veränderungen – "Small Changes". Der Titel des neuen Albums von Michael Kiwanuka ist irreführend. Denn die Veränderungen, die der britische Musiker in den vergangenen fünf Jahren – seit seinem letzten Album – erlebt hat, sind ziemlich groß. Unter anderem hat er sich von seiner Jugend verabschiedet.


Album der Woche am Montag

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Als Michael Kiwanuka das erste Mal mit den Musikern und Produzenten Inflo und Danger Mouse zusammenarbeitet, war er Ende zwanzig – herausgekommen ist damals sein zweites Erfolgsalbum "Love And Hate". Mit ihrem zweiten, selbstbetitelten "Kiwanuka" – gewinnt er den begehrten Mercury Prize. Jetzt ist Michael Kiwanuka Ende 30 und mit der Arbeit an seinem neuen, vierten Album spürt er, wie sie alle älter geworden sind: "Wir sind wirklich keine Kinder mehr, und das hat mich tatsächlich ein bisschen traurig gemacht."

Kiwanukas oberstes Ziel war es lange Gitarrist zu sein. Kein Sänger, kein Frontmann. Inspiriert von Bands wie Nirvana oder Pearl Jam hat er so mit 16 das Instrument gelernt; und ist immer tiefer in Rhythmen, Ströme von Melodien eingetaucht – wie in die Faszination für Jazz-Musik – welche er schließlich an der Londoner Royal Academy of Music studiert hat. Das Studium war ihm allerdings zu starr – zu viel europäische Harmonielehre, zu wenig Platz zu experimentieren. Mit Inflo und Danger Mouse bleibt Michael Kiwanuka auch bei ihrem gemeinsamen dritten Projekt genau diese Freiheit.

Michael Kiwanuka hat sich diesmal zudem seinem größten Albtraum gestellt: mit einem Notizbuch und Stift hat er sich hingesetzt und die Lyrics zu seinen Songs ganz bewusst formuliert. Das mache er sonst eigentlich nicht, erzählt er im Interview. Klassisches Songwriting schüchtere ihn vielmehr ein: "Die besten Lyriker, Songschreiber, die Millionen von Büchern gelesen haben und zitieren können, wie Chaucer, Poeten, Allen Ginsberg – so bin ich nicht. Ich schreibe vielleicht eher so etwas wie Gebete, Affirmationen." Irgendwann habe ihm das Schreiben der Texte dann allerdings sogar Spaß gemacht. "Es ist lustig, was man leisten kann, wenn man gewissermaßen mit dem Rücken zur Wand steht."

Laurina Schräder

Tracklist

1 Floating Parade
2 Small Changes
3 One And Only
4 Rebel Soul
5 Lowdown (part I)
6 Lowdown (part II)
7 Follow your Dreams
8 Live For Your Love
9 Stay By My Side
10 The Rest Of Me
11 Four Long Years

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