Album der Woche - Wasteland von Laura Lee & The Jettes
Laura Lee heißt eigentlich Laura Friedrich und seit 2016 bekannt als die eine Hälfte der Berliner Band Gurr. Mit ihren Songs "Moby Dick" und "Hot Summer" gehören sie zu den Senkrechtstartern der hiesigen Musiklandschaft. Jetzt veröffentlicht Laura Lee ihr erstes Soloalbum "Wasteland".
Dabei ist sie dann aber doch gar nicht so allein: Ihre Backingband The Jettes begleitet sie. Der Name klingt nach einer Reminiszenz, also nach der großen Tradition der Solo-Interpretinnen und Interpreten, die mit einer Begleitband auftreten. Angefangen bei Soulbands wie Diana Ross & The Supremes bis hin zu Joan Jett & the Blackhearts. Ihre Inspiration kommt allerdings eher vom ehemaligen Frontmann der Band The Pavement, Stephen Malkmus. Solo mit Band nannte er sich Stephen Malkmus & The Jicks. Die Mitglieder der Jettes kommen aus allen Teilen der Welt: „Mein Umfeld ist sehr international und keiner in meiner Band, spricht Deutsch“, sagt Laura Lee, deshalb singe sie auch auf Englisch. Bis auf den Song „Absolut“, der einzige auf Deutsch. Der Song fängt das Geplagtsein der Generation 30 gut ein. Ihre Eltern hatten mit 30 schon einen festen Job, Kinder und ein Haus. 30-Jährige heute fühlen sich zwischen den Stühlen sitzend. Das Leben hat so viel zu bieten und zugleich sehnen sie sich nach Beständigkeit. Zum Beispiel nach einem „Absolut“ in einer Beziehung und nicht nach einem „Vielleicht“. Und so schmerzt er richtig, der Satz, der am Ende des Songs wie ein Matra wiederholt wird: „Willst du frei sein, bleibst du immer allein“.
Insgesamt sei die Platte sehr von der Stadt Berlin geprägt, sagt Laura Lee. Hier fand sie eine Wahlheimat, als sie aus der Nähe von Oldenburg wegzog. Auf dem Dorf sozialisiert, hat sie immer noch Momente, die sie das spüren lassen. Davon handelt der Song „Adelaide“. Ein Song über die Heimatstadt ihrer Schlagzeugerin. Denn das Gefühl, nicht in die beengten, kleingeistigen und oft kleinmütigen Verhältnisse eines Dorfes zu passen, ist international - egal welches Land, welcher Kontinent. Während der Pandemie verwandelte sich die Stadt Berlin allerdings in ein „Wasteland“, ein Ödland, das durch die Umstände vieles vermissen ließ, was die Stadt normalerweise ausmacht. Dieses „Wasteland“ gibt es natürlich auch im Kopf: Innere Kämpfe mit sich und dem Leben, die die Gedankenwelt beherrschen. Der Ausgangspunkt des Albums, der aber mithilfe der Songs überwunden wird. Es geht schon auch um persönliche Niederlagen, aber vor allem geht es darum, da rauszukommen. Die Songs deuten musikalisch an, dass das „Wasteland“ irgendwann wieder aufblüht.
Klanglich gibt es zwar deutliche Einflüsse aus der Vergangenheit, also aus der Rockmusik der 90er Jahre, aber Laura Lee holt den Sound ins Jetzt. Mit ihren Themen und ihrem Point of View, denn das Genre sollte sich unbedingt entwickeln und dabei eine weibliche Haltung sichtbarer machen. „Ich wollte, dass das Album modern klingt und nicht nach Tape-Maschinen oder analog. Sondern klar, mit schönen Höhen. So wie es dieser Produzent Dan Carey in Großbritannien im Moment macht.“ Sie wählte Max Rieger, der sich einen Namen als Musiker und Produzent in der hiesigen Musiklandschaft gemacht hat. Bekannt ist er durch seine Band Die Nerven, aber er produzierte auch schon Indie-Acts wie Drangsal, Ilgen Nur und Mia Morgan.
Claudia Gerth, radioeins