Album der Woche - Gardening von Siv Jakobsen
Siv Jakobsen hat viel Unkraut gejätet. Und immer auf’s Neue sprießen Gräser und Kräuter aus dem Boden. Sie wird niemals fertig sein mit der Arbeit. „Gardening“ ist ein Album, das vom tatsächlichen Gärtnern inspiriert ist, aber sich vor allem mit dem emotionalen Gärtnern beschäftigt. Es thematisiert das Hegen und Pflegen des eigenen – Siv Jakobsens – Seelenlebens, um Platz zu schaffen für neue schöne Erlebnisse ohne aber das Vergangene zu ignorieren. Denn ohnehin kommt es – wie Unkraut – immer wieder durch, an die Oberfläche, so sehr man sie auch ignorieren mag.
Geboren und aufgewachsen in Asker, am Oslo-Fjord, etwa 20 Kilometer südlich von der norwegischen Hauptstadt, durchforstet Siv Jakobsen schon früh die Plattensammlung ihrer Eltern: Vivaldi, Debussy, Boney M. Mit vier Jahren singt sie im Chor – und fängt an davon zu träumen selbst einmal Musikerin zu werden. Den Berufswunsch „Songschreiberin“ habe sie seit sie zehn ist. So scheint es nur logisch, dass Siv Jakobsen schließlich nach Boston, in die USA geht, um am renommierten Berklee College Musik zu studieren. Einem Ort, wo Diana Krall und Quincy Jones nur zwei der berühmtesten Personen sind, die dort ihren Abschluss gemacht haben.
„Gardening“ ist bereits ihr viertes Studioalbum, und von welchem sie einen Teil bereits als EP im Spätsommer 2022 veröffentlicht hat. Der Grund: Die hohe Nachfrage und Wartezeiten bei den Presswerken. Ein Jahr lang musste Jakobsen auf die gepresste Platte warten und erzählt im Interview: „Ich wollte das Album als Vinyl rausbringen UND gleichzeitig digital. Aber ich konnte nicht ein Jahr lang warten. Also habe ich mich für den Kompromiss entschieden: die erste Hälfte bereits eher digital zu veröffentlichen.“ Und das sei letztlich ein Segen für gewesen. Sie habe sich langsam an die Songveröffentlichung rantasten können und schon mal vorsichtig die Reaktionen ausloten zu können.
Siv Jakobsen konfrontiert sich in den zwölf Tracks des Albums mit Erinnerungen aus der Vergangenheit, mit denen sie sich vor allem auf ihren Reisen immer wieder konfrontiert sieht. Während sie durch die Pandemie auf ihre Heimat Norwegen zurückgeworfen war, hat sie angefangen diese „Gespenster“ zu reflektieren. Herausgekommen ist ein ruhiges und sanftes Album, das aber unter anderem durch die vielschichtig eingesetzten Instrumente, mit jedem Hören immer mehr seiner Komplexität offenbart.
Laurina Schräder, radioeins
Tracklisting
1. |
Small |
2. |
Romains Place |
3. |
Most Of The Time |
4. |
Birthday |
5. |
Bad By Design |
6. |
Bad By Design (Reprise) |
7. |
Tangerine |
8. |
Blue |
9. |
Sun, Moon, Stars (Feat. Ane Brun) |
10. |
Gardening |
11. |
Gardening (Reprise) |
12. |
The Bay |