Album der Woche - "Mahashmashana" von Father John Misty
Das Sanskrit-Wort Mahāśmaśāna (महामशान) bedeutet großer Verbrennungsplatz und steht symbolisch für Vergänglichkeit oder spirituelle Transformation. Das Album ist eine spirituelle Reise hin zu dem, was den Menschen ausmacht.
Auf das Wort "Mahashmashana" ist Josh Tillman in dem Buch "Memorial" von Bruce Alan Wagner gestoßen. Der Autor und Drehbuchschreiber lebt in L.A. und ist bekannt für seine apokalyptische und zugleich spirituelle Sicht auf die Menschheit. Dahingehend haben sich zwei im Geiste vereinte Menschen getroffen.
Der sechsunddreißigjährige Singer-Songwriter Father John Misty, der mit bürgerlichem Namen Josh Tillman heißt, hatte eine erste psychedelische Begegnung im Jahr 2010, als er unter dem Einfluss von Magic Mushrooms nackt in einem Baum in Big Sur, Kalifornien saß. Zu dieser Zeit war Tillman Schlagzeuger der beliebten Indie-Folk-Band Fleet Foxes und lebte in Seattle. Er hatte damals bereits acht größtenteils zu vernachlässigende Alben mit düsterer Folkmusik unter dem Namen J. Tillman aufgenommen. Die fehlende Aufmerksamkeit frustrierte ihn und er war auch nicht unbedingt glücklich, ein Teil einer Band zu sein. Er wollte vielmehr sich selbst ausdrücken, mehr er selbst sein. Er kehrte nach Seattle zurück, packte seine Sachen, zog nach Los Angeles und begann mit der Arbeit an einem Roman. Er erkannte darin seine Stimme wieder, wie er es in seiner Musik nicht tat. Zu diesem Zeitpunkt erfand er das Alter Ego von Father John Misty, das in seinen Songs Gedanken äußern konnte, die Josh Tillman nicht bereit war, zu sagen. 2012 erschien das Debütalbum "Fear Fun" und von da an gilt er als eine der interessantesten Persönlichkeiten der Popmusik.
Während sein Album wie "Pure Comedy" zum Beispiel eher von außen auf eine äußere Apokalypse blickt, ist das neue Album eher eine innere Apokalypse, "daher auch der Albumtitel und einige der Themen, die sich durch das Album ziehen, wie Identität und mit dem Altern auf Kriegspfad zu stehen", sagt Josh Tillmann. Doch dazu gehört auch die Auffassung, dass wenn etwas zu Ende geht, auch immer etwas Neues beginnt. Dazu passt auch das Artwork von Joe Roberts, das auf dem Albumcover zu sehen ist. Es wirkt wie ein Stück Höhlenmalerei, was angesichts der zyklischen Essenz des Albumtitels von Geburt und Tod sehr gut passt.
"Bei meinen Alben", sagt Josh Tillman, "oder bei allem, was ich schreibe, geht es um Kontraste und ein bisschen um die Frage, wie stark ich die Kontraste noch verstärken kann, ohne dass das ganze Gefüge zerfranst. Alles in allem aber ist meine Musik hoffnungsvoll, es geht letztendlich um Befreiung."
Produziert von Father John Misty und Drew Erickson und unter der Produktionsleitung von Jonathan Wilson, enthält Mahāśmaśāna acht Songs in 50 Minuten und die Singles "I Guess Time Makes Fools of Us All", "She Cleans Up", "Screamland" und "Josh Tillman and The Accidental Dose". Die beiden letzteren wurden von BJ Burton gemischt.
Claudia Gerth, radioeins
Tracklist
1 | Mahashmashana |
2 | She Cleans Up |
3 | Josh Tillman and the Accidental Dose |
4 | Mental Health |
5 | Screamland |
6 | Being You |
7 | I Guess Time Just Makes Fools Of Us All |
8 | Summer's Gone |