Album der Woche - "Music Can Hear Us" von DJ Koze

2025 ist ein Jubeljahr, denn Stefan Kozalla alias DJ Koze veröffentlicht eines seiner seltenen Alben und es ist wundervoll - meint Claudia Gerth aus der radioeins-Musikredaktion.
Es gibt nicht viele deutsche Künstler, deren Alben, so wie "Music Can Hear Us", auf der renommierten Musikplattform Pitchfork rezensiert werden. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass auch international die Qualitäten des Hamburgers geschätzt werden. Als Teil der Crew Fischmob verlieh er Anfang der 90er Jahre dem deutschsprachigen Hip-Hop ein Profil, nur um dann ab den Nullerjahren als Produzent von elektronischer Musik zu glänzen. Seine Tracks und auch seine Remixe heben sich immer wieder in ihrer unkonventionellen und bestechend schönen Art hervor. Sind eigenmächtig und besitzen diesen kleinen Haken, der einen nie wieder loslässt. Allein die Videos vom Auftritt im berühmten Opernhaus in Sydney 2019 beweisen, wieviel Magie in der Musik von DJ Koze steckt.
"Music Can Hear Us" ist das dritte Album auf seinem eigenen Label PAMPA RECORDS und folgt auf die 2018-Platte "Knock Knock", auf der er seinen Stil weiter verfeinerte und mit Róisín Murphy, José Gonzales, Kurt Wagner und Sophia Kennedy gearbeitet hat. Eine bemerkenswerte Single aus dem Album, "Pick Up", wurde wegen ihrer ansteckenden Energie und kreativen Produktion weithin gelobt und ist bis heute ein weltweiter Clubhit. Im Jahr 2023 produzierte er dazu noch Róisín Murphys Album "Hit Parade".
Nicht zuletzt gilt sein Interesse beim Musikmachen immer wieder eindrucksvollen Stimmen. Stimmen, die ihn faszinieren. Eine interessante Familie an Gastsängerinnen und Gastsängern hat DJ Koze für sein Album zusammengestellt: Sophia Kennedy, Markus Archer von The Notwist, Arnim Teuteburg Weiss von den Beatsteaks ist ebenso dabei wie die Düsseldorfer Düsterboys, Soap & Skin so wie auch die Musikerinnen Ada und Sofia Courtesis. Zudem in dem Song "Pure Love" Damon Albarn. Über den Sänger von Blur und den Gorillaz ist ja schon seit längerem bekannt, dass er eine der Stimmen hat, die DJ Koze faszinieren. "Ich spüre wirklich körperliche Liebe für Damon Albarn, wenn ich den so sehe und reden höre", sagt DJ Koze. "Ich finde, er ist ein Role Model, wie man in Würde alt werden kann und ich bin begeistert, wie frei der sich mit Musik umgibt und wie er auch wirklich wie so ein Sushimeister seine Perfektion, sein Handwerk mit Hingabe immer mehr verfeinert."
Der Song "Wie schön du bist" ist mit Arnim Teutoburg-Weiss und den Düsseldorfer Düsterboys entstanden. Das Sample "Du hast erzählt, gelacht/Mir gezeigt, wie schön du bist”., das dem Song den Refrain gibt, stammt von dem Song "Bleib doch" von Holger Biege aus dem Jahr 1978. "Arnim hat mich auf den Song von Holger Biege gestoßen", erzählt DJ Koze, "und dann habe ich ihm eine Nacht später schon fast den ganzen Entwurf vorgespielt. Auch diese Idee, diese amerikanische Kultur des leicht hochgepitchten Samples, wie Kanye West das macht, war schon da. Statt eines afroamerikanischen Soul-Samples haben wir dann ein ostdeutsches Soul-Sample genommen, dem wir dann aber einen leichten respektlosen Twist geben, indem wir es ein bisschen hochpitchen. Die Zeile von Holger Biege hatte dann schon ein hohes emotionales Level, so dass man dann nicht abfallen durfte, wenn man selbst noch zu Wort kommt. Und dahingehend haben wir dann mithilfe der Düsseldorfer Düsterboys die Kuh noch vom Eis bekommen, finde ich." Ganz genau, die eben erwähnten Düsseldorfer Düsterboys ergänzen nämlich den Song zum Beispiel mit den wunderschön poetischen Zeilen: "Alles okay, ich liege in Seide, voll angenehm - Wenn ich so schweb wächst eine Verbindung und ob sie besteht - Werden wir sehen, wenn der Frühling den Schnee von der Stelle weht." Herrlich!
Apropos Texte. Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Musikerin Sophia Kennedy kommt ebenfalls nicht von Ungefähr. "Ich bin ein großer Fan von Sophias Texten", sagt DJ Koze, "ich finde, dass es niemanden gibt, der oder die in deutscher Sprache solche Texte macht und singen kann. Völlige Ausnahmeerscheinung."
Insgesamt sei das neue Album "Music Can Hear Us" nach Angaben des Künstlers ein 65-minütiger Trip ins Weltall und zurück. In seinen eigenen Worten: "Seit einiger Zeit arbeite ich an der Idee, den Raumfahrt-Tourismus zu revolutionieren. Konkret: Reisen, ohne sich zu bewegen. Dies ist das, was dem am nächsten kommt."
Ich finde, meine Musik ist ein Gegenentwurf zur Musik, die nur In your face ist", sagt DJ Koze, "in der alles laut sein und knallen muss. Ich würde mir wünschen, dass die Leute auch ungewohnte Töne wertschätzen, eine Langsamkeit und, dass die Leute meine Motive dahinter erkennen. Freuen würde ich mich, wenn meine Musik den Leuten vielleicht irgendwie das Leben versüßen könnte. Ein bisschen." Word!
Claudia Gerth, radioeins
Tracklist
1 | The Universe In A Nutshell |
2 | Pure Love (feat. Damon Albarn) |
3 | Der Fall (feat. Sophia Kennedy) |
4 | Wie schön Du bist (feat. Arnim Teutoburg-Weiss & The Düsseldorf Düsterboys) |
5 | Tu Dime Cuando (feat. Ada & Sofia Kourtesis) |
6 | The Talented Mr. Tripley |
7 | What About Us (feat. Markus Acher of The Notwist) |
8 | Unbelievable (feat. Ada) |
9 | A Dónde Vas? (feat. Soap&Skin) |
10 | Vamos A La Playa (feat. Soap&Skin) |
11 | Die Gondel (feat. Sophia Kennedy) |
12 | Brushcutter (feat. Marley Waters) |
13 | Buschtaxi (Album Version) |
14 | Aruna |
15 | Umaoi (feat. Marewrew) |