Album der Woche - "This Wasn't Meant For You Anyway" von Lola Young

"This Wasn't Meant For You Anyway" von Lola Young © Universal Island Records
"This Wasn't Meant For You Anyway" von Lola Young | © Universal Island Records

Die Südlondoner Singer/Songwriterin Lola Young veröffentlicht ihr neues und zweites Album „This Wasn't Meant For You Anyway“ und sie versucht darauf, herauszufinden, wer sie ist und wo sie steht.

Die Londoner Brit School hatte schon so bekannte Absolventinnen wie Amy Winehouse, Kate Nash und Adele. Seit kurzer Zeit reiht sich nun auch die 23-jährige Sängerin Lola Young in diese Namensliste mit ein. Ihre neue Platte zeigt, dass ihre Musik durchaus in der Tradition eben jener berühmten Brit-School-Absolventinnen steht. Was ihren Sound und die Art zu Singen betrifft, aber vor allem, was ihre Haltung betrifft. Sie habe nämlich einen ziemlich offenen und ehrlichen Charakter, sagt Lola Young und ihre Persönlichkeit sei auch sehr direkt, was unweigerlich in ihre Musik einfließt. Deshalb werde sie offensichtlich auch oft bei Interviews danach befragt. Viele Leute fragen sie nach ihrer Ehrlichkeit, sind vielleicht sogar davon irritiert. Und da denkt sie, ah, es funktioniert, sie wird also in ihren Songs weiterhin so ehrlich und offen sein, wie sie nur kann.

Tatsächlich erzählen sie direkt aus ihrem Leben. Andere hätten mit Sicherheit Angst, sie aber nicht, meine die 23-Jährige bestimmt. Sie zeigt sich in ihren Songs auch verletzlich. Singt über Selbstzweifel und darüber, wie dünnhäutig sie sein kann, doch sie empfindet das in ihrer Musik nicht als zu intensiv. Man kann auch einfach eine gute Zeit haben, wenn man ihr Album hört. Dazu bekommt man, wenn man will, bildstark beschriebene Tipps im Falle einer toxischen Beziehung.


Album der Woche am Montag

IMAGO/hurricanehank

Album der Woche am Dienstag

IMAGO/hurricanehank

Album der Woche am Mittwoch

IMAGO/hurricanehank

Album der Woche am Donnerstag

IMAGO/hurricanehank

So wie in dem neuen Song "Wish you were dead". "Bei dem Song war ich so ehrlich, wie ich nur konnte", sagt Lola Young. Es geht darum, dass es ungesund sein kann, jemanden so stark zu lieben und dass man sich dadurch verändert. Man wird zu einer anderen Person, die eigentlich nur noch auf die Reize reagiert, die das Gegenüber aussendet. Sich selbst fremd zu fühlen, evoziert Hass und man weiß ja, dass Liebe und Hass eng beieinander liegen können. Nur, eine derartige Beziehung ist giftig. Doch sie kommen auch nicht voneinander los – da spricht die Londonerin in einer Sekunde aus, was ihr durch den Kopf schießt: Ich wünschte, du wärst tot. "Wish you were dead!" Drastisch, ehrlich und ein deutliches Zeichen dafür, dass beide nicht gut füreinander sind.

Der Song "Messy" beschreibt ebenfalls eine turbulente Beziehung und bietet eine Fülle von witzigen Einzeilern, die von Lola perfekt serviert werden. Der Song drückt in ein paar Worten aus, worum es auf dem Album hauptsächlich geht: Man stellt sich selbst in Frage, indem man jemand anderen liebt. In "Messy" wird die eigene Unzulänglichkeit dann dadurch ausgedrückt, dass man zu unordentlich und chaotisch ist. Ist es dann das Gegenüber, oder man selbst, das zweifelt, ob man gut genug für dne anderen ist.

"Intrusive Thoughts" handelt von ihrer psychischen Gesundheit. Bereits im Zuge ihres ersten Albums "My Mind Wanders and Sometimes Leaves Completely" (2023) machte Lola Young öffentlich, dass sie an einer schizoaffektiven Störung leidet. Etwas, mit dem sie umgehen muss und schonungslos auch in ihrer Musik verarbeitet. "Crush" handelt von den allzu typischen Zweifeln an der Echtheit von Liebe und den dazugehörigen Gefühlen.

This Wasn't Meant For You Anyway markiert eine bemerkenswerte Veränderung in Lolas Sound als Künstlerin. Aufgenommen in LA und produziert von ihrem Freund und Mitarbeiter Solomonophic (Remi Wolf, BROCKHAMPTON, Dominic Fike), ist es ein facettenreiches, furchtloses Konzeptalbum, das stufenlos zwischen den Genres Pop, Hip-Hop und Post Punk hin- und herschaltet. Es ist textlich von Wut, Leidenschaft, erzählerischem Gespür und komödiantischem Spott geprägt.

In Lola Youngs Elternhaus spielte Musik immer eine große Rolle. Ihr Stiefvater ist Bassist und ihre Mutter kann sowohl Klavier spielen als auch singen. "Ich wollte schon immer Musik machen, schon immer. Das war schon immer das, was ich machen wollte. Ursprünglich wollte ich Songwriterin werden, und dann habe ich gemerkt, dass ich ein bisschen singen kann, also dachte ich mir: Ach, scheiß drauf", sagt Lola Young. "Ich liebe es, zu unterhalten. Ich liebe es zum Beispiel, Doja Cat in den sozialen Medien zu beobachten, weil sie so eine unglaubliche Entertainerin ist. Das ist es, was ich schon immer machen wollte. Ich wollte die Leute unterhalten. Ich liebe mein Leben."

Claudia Gerth, radioeins

Tracklist

1

Good Books

 

2

Wish You Were Dead

 

3

Big Brown Eyes

 

4

Conceited

 

5

Messy

 

6

Walk On By

 

7

You Noticed

 

8

Crush

 

9

Fuck

 

10

Intrusive Thoughts

 

11

Outro

 

Schreiben und gewinnen