Album der Woche - "Saya" von Saya Gray
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"Saya" ist das zweite unkonventionelle Album einer musikalischen Grenzgängerin und markiert einen bedeutenden Schritt in der Arbeitsweise der japanisch-kanadischen Musikerin. Mit ihren vorherigen EPs "QWERTY" und "QWERTY II" hat sie bereits viel Lob erhalten, und ihre Musik spiegelt die Erfahrungen der Isolation und der Herausforderungen der digitalen Welt wider. Während diese früheren Werke einen gewissen Work-in-Progress-Charme hatten, hat sie nun eine klarere emotionalere Richtung eingeschlagen.
Mit ihren vorherigen EPs "QWERTY" und "QWERTY II" hat sie bereits viel Lob erhalten, und ihre Musik spiegelt die Erfahrungen der Isolation und der Herausforderungen der digitalen Welt wider. Während diese früheren Werke einen gewissen Work-in-Progress-Charme hatten, hat sie nun eine klarere emotionalere Richtung eingeschlagen. Saya sagt darüber: "Ich habe das Gefühl, dass alles vor diesem Album Experiment gewesen ist. Als Musikerin und Produzentin. Und das ist wie mein eigentliches erstes Album."
Das Album entstand nach einer Zeit, in der Saya Gray mit rechtlichen Problemen und einem ungünstigen Produzentenvertrag zu kämpfen hatte. Nach dem Rechtsstreit entstand "19 Masters", das quasi auf Tour allein auf ihrem IPhone entstanden ist und eine Aneinanderreihung von Demos darstellte. Mit der Veröffentlichung der QWERTY-EPs konnte sie ihre künstlerische Energie wieder ausleben und experimentieren, insbesondere in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder und unter Verwendung analoger Geräte. Es ist eine Geschichte von Kreativität, Durchhaltevermögen und der Rückeroberung der künstlerischen Kontrolle.
Alles spiegelt sich in ihrem neuen Album, dessen Songtexte auch weniger verstiegen sind. Die Themen von Enttäuschung und der Komplexität menschlicher Beziehungen drängen sich in den Mittelpunkt und so wirkt "Saya" wie ein Trennungsalbum. Darauf lässt sie ihre früheren, abstrakten Ansätze hinter sich und konzentriert sich auf die emotionalen Nuancen, die mit der Erkenntnis einhergehen, dass selbst die stärksten Menschen ihre Grenzen haben. Der Abschlusstrack "Lie Down" mit der sich wiederholenden Zeile "I can turn your dust into sparkles" klingt nach einem hoffnungsvollen Ausblick, der dazu einlädt, die Schönheit in der Zerbrechlichkeit zu finden.
Ihr Song "SHELL (OF A MAN )" zeigt eine interessante Mischung aus Country-Musik und melodischen Folkelementen, die durch schwermütige Gitarrenriffs und eingängige Gesangseinlagen ergänzt werden. Doch Saya Gray bewegt sich leichtfüßig und unerschrocken auch durch andere Genres, um ihren persönlichen Ausdruck zu finden. Für ihr neues Album hat sie alles selbst geschrieben, während sie auf einem Roadtrip durch Kalifornien sowie durch Japan war. Danach fand sie in Toronto Unterstützung in einem erfahrenen Toningenieur namens L Stu Young und nahm mit einer Band auf.
"Normalerweise mache ich alles alleine", sagt Saya, "spiele alles alleine und lasse dann meinen Bruder ein wenig Gewürze darauf geben. Aber dieses Mal habe ich alle Songs auf dem Roadtrip wie eine winzig kleine Gitarre geschrieben, habe den Computer nicht ein einziges Mal angerührt, und dann bin ich ins Studio gegangen und habe es für die Band vorgespielt." Es ging schließlich darum mit analogem Equipment zu arbeiten, anstatt digitale Techniken zu bemühen. Saya wollte an die Arbeitsweise von Musik-Ikonen anknüpfen, wie Stevie Nicks oder The Beatles, damit der Ort und die Zeit einer Aufnahme auf der Platte zu spüren ist. Letztlich ist auch der Aufwand mit analoger Technik zu spüren. Alles strahlt eine gewisse Wertigkeit aus.
Eigentlich wollte sie eine Punkrock-Platte machen, aber der Sound ist dann doch weicher geworden und konzentriert sich mehr in Richtung Folk wegen des Storytellings. Diese Weichheit und der Wunsch nach Erzählung kommen nicht von ungefähr, sagt Saya: "Ich habe eine große Trennung durchgemacht, und ich bin durch Kalifornien und Japan gereist und habe herausgefunden, dass meine Urgroßmutter eine Geisha ist. Viele Fotos habe ich von ihr gefunden. Das Cover-Artwork ist eine Art Ode an sie. Die Haare, das Make-up, die schnabelartigen Brauen, die schwarzen Zähne zeigen. Außerdem bedeutet mein Name auf Japanisch "Klarheit" und genau das wollte ich bekommen: Einen klaren Kopf."
Ihre Urgroßmutter war eine Koto- und Shamisen-Spielerin, und sie war so etwas wie eine Lead-Geisha-Darstellerin und eine unglaubliche Performerin, die im Kabuki-Theater spielte. Sie spielte Koto. Also hat Saya auf dem neuen Album bei vielen Songs Koto gespielt. Auf 'Heartbreak Wake' zum Beispiel hört man es deutlich, aber es ist auch über die ganze Platte verstreut.
1995 geboren ist sie schon immer von Musik umgeben gewesen. Ihre japanische Mutter Madoka Murata unterrichtet in Toronto klassisches Klavier und ihr schottisch-kanadischer Vater Charlie Gray war ein gefragter Trompeter, der mit Stars wie Tony Bennett, Aretha Franklin und Natalie Cole spielte. Ihre musikalische Prägung begann mit John Coltrane, den Beatles, Klassik wie Yo-Yo Ma. Und dann gab es da noch Nirvana. Sie selbst spielt eine Reihe von Instrumenten. Angefangen beim Klavier, Trompete, Posaune, Gitarre und Bass. Mit 13 Jahren begann sie schon allein aufzutreten, was keine Schwierigkeit darstellte, da ihre Eltern so bekannt waren. Als Bassistin begleitet sie schließlich nach der Schule den Neusoul-Sänger Daniel Cesar und Willow Smith.
Claudia Gerth, radioeins