Album der Woche - "Lucky Dancer" von Ätna

Lucky Dancer von Ätna
Lucky Dancer von Ätna | © Ätna

Das dritte Studioalbum von ÄTNA schwankt gleichermaßen zwischen Dystopie wie Utopie – zwischen repetitiven, verzerrt-düsteren Sounds und fröhlich-leichten Momenten. Unter dem Titel "Lucky Dancer" steht das Paradies dem Chaos in neun Songs gegenüber.

Vom äußersten Westen Deutschlands – aus dem Saar- und Rheinland ziehen Inéz Schaefer und Demian Kappenstein – in den äußersten Osten, nach Dresden, um dort an der Musikhochschule zu studieren. Inéz mit dem Fokus auf Jazzgesang, Demian auf Jazz-Schlagzeug. In Dresden schätzen die beiden die kurzen Wege und Bekanntschaften, die ÄTNA schnell von einem Club in den nächsten bringt, und ebenso wie die Hochschule viel ausprobieren lässt. Ob Stahl-Quartett oder Streichensemble: in der Dresdner Veranstaltungsszene arbeitet ÄTNA schnell mit allen möglichen Musiker*innen, aber auch anderen Kunstrichtungen zusammen. Dresden stehe laut ÄTNA für das, was anders sei, in dem was das Duo macht – und so habe die Stadt einen ganz eigenen Einfluss auf ihre Musik.


Album der Woche am Montag

IMAGO/hurricanehank

Während ÄTNA die Natur, zum Beispiel die Sächsische Schweiz zum Wandern, als Ruhe- und Inspirationsquelle nutzt – kommen Kappenstein und Schaefer nicht am Politischen vorbei. "Alle Arten von Kunst sind Spiel der Gesellschaft, oder der aktuellen Zeit," sagt Inéz Schaefer im Interview, und fügt hinzu: "Politik ist so allgegenwärtig – ich kann mich dem gar nicht entziehen." Während es bei anderen nicht Teil der Musik sein muss, und sie selbst es auch gar nicht erwartet, sei es bei ÄTNA allerdings so, dass Politik immer eine gewisse Rolle spiele. In gleich mehreren Songs auf "Lucky Dancer" spielen daher menschliche Eingriffe in die Natur und Klimawandel eine Rolle. Zudem gehet es um die Themen "Me, too" im Song "All That I Am" oder den Freiheitskampf iranischer Frauen in "My Fist High".

Allgemein sind die Themen, denen sich Inéz Schaefer und Demian Kappenstein in ihren Songs widmen, nachhaltig von ihrer Umgebung beeinflusst. So finden Kappenstein gerne auf Müllhalden oder Schrottplätzen Dinge, mit denen er neue Sounds ausprobieren kann. Zudem spielt die Wahrnehmung der Orte, an denen sich ÄTNA befindet eine Rolle: Während in Deutschland der Winter angefangen hatte, haben die beiden explizit ein Gefühl von Wärme gesucht und sind zum Planen und Schreiben der neuen Songs ins südspanische Motril gereist, ins südfranzösische Limoux, am Rande der Pyrenäen; oder auch nach Bali, wo letztlich ihr Song "Hiatus" (dt. "Auszeit") entstanden ist.

Stets fasziniert von der Gleichzeitigkeit, beschäftigen sich alle Songs des Albums damit wie sich parallel unterschiedlichste Dinge ereignen können. So beschreibt das Duo beispielsweise im Titeltrack Waldbrände in Andalusien, die ÄTNA während der Arbeit am neuen Album vom idyllischen Studiogelände aus beobachtet hat. "Lucky Dancer" betont gleichzeitig die überwältigende Schönheit der Natur, ihre Ruhe – sowie das Chaos, das durch Naturereignisse wie das rücksichtslose, menschliche Eingreifen in diese Umgebung entstehen kann.

Tracklist

My fist high
Turn back time no more
Lucky dancer
Hiatus
Major love
That girl is rollercoaster
Number one
Nothing that will last
All that I am

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