Album der Woche - "Lover, Other" von Rosie Lowe

"Lover, Other" von Rosie Lowe © Pias/Blue Flowers
Pias/Blue Flowers
"Lover, Other" von Rosie Lowe | © Pias/Blue Flowers

Die britische Singer-Songwriterin Rosie Lowe veröffentlicht ihr viertes Album und es sollte die Gleichzeitigkeit von Einflüssen einfangen, die uns gegenwärtig umgibt: Die Schönheit von Komplexität.

Ihre Liebe zur Chormusik, zur Sample-Kultur, die Energie von Live-Musik und die Komplexität von produzierten Elementen in der elektronischen Musik, also Dinge, die sich normalerweise eher ausschließen, wollte Rosie Lowe auf ihrem neuen Album vereinen. Ein wohl organisiertes Chaos, eine Collage, ein Abbild der Gegenwart.

„Ich bin mit einer riesigen Bandbreite an Musik aufgewachsen“, sagt Rosie Lowe, „also denke ich, dass mich das alles inspiriert hat. Unbewusst. Aber ja, ich, ich wollte einfach, dass es eine Art riesige Collage von allen Seiten von mir ist. Ich bin facettenreich, wie wir alle, und das wollte ich in der Musik irgendwie repräsentieren“.

Rosie Lowe vereinte in ihrer Musik stets R&B mit zeitgenössischen elektronischen Klängen und stammt aus Devon, lebt aber in Deptford in Südlondon. 2013 debütierte sie mit ihrer EP „Right Thing“ debütierte und schuf sich einen Platz in der britischen Popmusik als eine, der eigenwilligsten Künstler*innen. Ihr Debütalbum kam 2016 und heißt „Control“ und der Nachfolger „YU“, der 2019 über Paul Epworths Label Wolf Tone veröffentlicht wurde, wurden von der Kritik äußerst gelobt. Der mühelose profilreiche Gesang der Pop-Musik-Absolventin der Londoner Goldsmith University sorgte für Aufmerksamkeit im Kollegenkreis und führte zu Kollaborationen mit Jay Electronica, Little Simz, Machinedrum, Lil Silva und anderen. Rosie Lowes drittes Album „Son” kam 2021 und wurde von der Plattform Pitchfork als "eine Platte von übermenschlicher Schönheit" beschrieben.

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Die Songs von „Lover, Other“ sind zum Teil in Spanien entstanden. Hier hat Rosie Lowe eine Zeit in der Künstlerresidenz im verschlafenen spanischen Dorf Madremanya verbracht. "Ich kam um 2 Uhr morgens in Can Obert an“, erzählt sie, „nach einem verspäteten Flug und Problemen mit dem Mietwagen. Dann wurde ich auch noch von vier Wachhunden begrüßt, die mich anbellten, und ich habe eine Art Hundephobie. Ich schlief in dieser Nacht ein und dachte, dass ich wohl einen Fehler gemacht habe, aber am nächsten Morgen wachte ich mit dem schönsten warmen Licht auf und die Kirchenglocken der Stadt läuteten. Ich traf meine wundervollen Vermieter und das Ganze endete damit, dass sie zu einer zweiten Familie wurden und die Künstlerresidenz zu einem zweiten Zuhause.“

Während sie sich gegenseitig Platten vorspielten in dem Haus, entstanden in ihrem Kopf die Ideen zu den neuen Songs. Darunter einige rare Platten aus Brasilien, Japan und Kuba, die schließlich zum Teil auf dem Album gesampelt wurden. So wie der japanische Multiinstrumentalist Makoto Matsushita auf dem Song "In The Morning". In anderen Songs tauchen dann der kubanische Calypso der 60er Jahre und Brasilianischer Bossa auf.

Außerdem verwendete Rosie Lowe ein Zoom-Mikrofon, um ihre Umgebung einzufangen, um diese „Field Recordings“, also Geräusche auf „Lover, Other“ zu platzieren. Sie stammen von Spaziergängen in Spanien oder von anderen Reisen, die sie nach Sri Lanka und Devon unternommen hat.

Dazu brechen sich Einflüsse von Rosie Lowes anderen Vorlieben Bahn. So wie die für die Chorarrangements von Mary Lou Williams' Album „Black Christ of the Andes“, oder für die

Gesangs- und Streicherkompositionen alter Disney-Musik wie „Die Schöne und das Biest“. All das wird eingebunden und verflochten mit Lowes charakteristischen schwülen, elektronisch angehauchten R&B. Wie gesagt: Diese Platte ist die Feier der Schönheit von Komplexität und Verquickung.

Claudia Gerth, radioeins

Tracklist

1 Sundown
2 Mood To Make Love
3 In My Head
4 Bezerk
5 There Goes The Light
6 Walk In The Park
7 Something
8 Don’t Go
9 In The Morning
10 Out Of You
11 Gratitudes
12 This Before
13 Lay Me
14 Lover, Other

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