Album der Woche - "Horror" von Bartees Strange

"Horror" von Bartees Strange © 4AD
"Horror" von Bartees Strange | © 4AD

"Horror" ist vielleicht der passendste Albumtitel zu unserer Zeit. Angst ist allgegenwärtig und es stellt sich die Frage, wie jemand zu einer Person werden kann, die man fürchten muss.

Bartees Strange ist mit Angst aufgewachsen. Seine Familie erzählte ihm schon als kleines Kind Gruselgeschichten, um ihm Lektionen fürs Leben zu erteilen, und schon früh fing er an, sich Gruselfilme anzusehen, um sich darin zu üben, stark zu sein. Die Welt kann ein furchteinflößender Ort sein, und für einen jungen, queeren, schwarzen Menschen im ländlichen Amerika kann dieser Terror sehr schmerzhaft sein.

Strange sagt über sein neues Album: "In gewisser Weise habe ich diese Platte gemacht, um Menschen zu erreichen, die vielleicht auch Angst vor Dingen in ihrem Leben haben. Für mich sind das die Liebe, Orte, kosmisches Pech oder das Gefühl des Untergangs, mit dem ich schon so lange kämpfe, wie ich mich erinnern kann. Ich glaube, dass es einfacher ist, mit den Schrecken und Seltsamkeiten des Lebens umzugehen, wenn man weiß, dass jeder um einen herum dasselbe fühlt. Mit diesem Album versuche ich einfach, eine Verbindung herzustellen. Ich versuche, die Welt zu verkleinern. Ich versuche, mich nahe zu fühlen - damit ich weniger Angst habe."

 

Einflüsse und Jugend

1989 in Ipswich, England als Bartees Cox geboren, als Sohn eines Militärvaters und einer Opernsängerin, verlebte er eine Kindheit, die geprägt war von diversen Umzügen. Größtenteils aufgewachsen ist er schließlich in Mustang, Oklahoma, in einer konservativen Stadt mit wenig Vielfalt, die sich vor allem durch ein aufwändiges Football-Programm auszeichnet. Die Menschen waren jedoch freundlich. Bartees Strange hatte keinen Zugang zu Clubs, fand aber Inspiration für Musik in einem Gitarrengeschäft namens "CBR Guitars", das einen engagierten Besitzer hatte. Außerdem wurde er durch die musikalischen Vorlieben seines Vaters geprägt, der gern Parliament Funkadelic, Fleetwood Mac, Teddy Pendergrass und Neil Young hörte. Und Bartees Interesse ging weiter zu Hip-Hop, Country, Indie-Rock und House. Bands wie At The Drive-In und Glassjaw hatten einen großen Einfluss auf seine Liebe zur Rockmusik. Er selbst sieht sich als musikalisches Chamäleon, der verschiedene Genres wie Elektronik, Folk, R&B, Rock und Jazz kombiniert. Seine Neugier für die Verschmelzung der verschiedensten Musikstile kennt keine Grenzen. Ein wenig ist es beim Hören seiner Platte so, als würde man durch verschiedene Radiosender zappen.

Album der Woche am Montag

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Wahl des Künstlernamens

Er wählte den Namen "Strange", weil er sich schon immer anders gefühlt hat, sowohl in Bezug auf die soziale als auch auf die musikalische Zugehörigkeit. Er wollte mit seiner Musik eine Welt schaffen, die sich einzigartig und "seltsam" anfühlt.

Künstlerische Freiheit und Verbindung zu The National

Bartees Strange lässt sich in einer Reihe sehen mit Künstlern, die unabhängig von den Erwartungen der Industrie vor allem Musik machen, die sie lieben, ähnlich wie Prince, Bon Iver, Courtney Barnett und Beyoncé. Es geht um Leidenschaft und eigenen Ausdruck, anstatt sich an die Anforderungen des Marktes zu halten.

Während des Studiums spielte er in mehreren Bands, darunter Speak Memory (eine post-rock Band ohne Texte) und An Airbag Saved My Life (eine post-rock/post-hardcore Band mit mehr Texten). Später spielte Bartees Strange in Hardcore-Bands in Washington D.C. und Brooklyn, während er in der Regierung von Barack Obama und der Bewegung für Umweltschutz arbeitete. "Stay Inside" hieß die post-hardcore Band, die er in New York gründete; er spielte aber auch in anderen Bands wie Great Woods und Contra und arbeitete mit verschiedenen Künstlern zusammen. Schließlich brachte Bartees eine EP heraus mit Coversongs der Band The National, die die Bandmitglieder von The National selbst vom Hocker riss. Zum Beispiel verwandelte er "About Today" in eine elektronische, dekonstruierte Version, die zu einem Fan-Favoriten wurde und auch seine Version von "Lemonworld" bekam viel Aufmerksamkeit. Durch diese Verbindung wurde Bartees auch bei einem breiteren Publikum bekannt.

 

Film-Soundtracks und Arbeit an „Horror“

In letzter Zeit wurde seine Musik auf mehreren populären TV- und Film-Soundtracks verwendet, darunter bei "The New Look" von und "I Saw The TV Glow". Bartees Strange begann die Arbeit an "Horror" in seinem Homestudio. Eine Session mit Yves und Lawrence Rothman (Yves Tumor, Lady Gaga) lieferte das rhythmische und klangliche Rückgrat für große Teile des Albums. Nachdem Strange Jack Antonoff (bekannt als Produzent für Taylor Swift & Lana Del Rey) kennengelernt hatte und die beiden schnell Freunde wurden, arbeitete Strange an Material für Antonoffs Band Bleachers und Antonoff arbeitete an "Horror" mit.

Claudia Gerth, radioeins

 

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