Plattenkritik - Dear Scott von Michael Head & The Red Elastic Band
Michael Head macht bereits seit 40 Jahren Musik und müsste eigentlich einer der ganz Großen sein. Aber nur 10 Alben mit verschiedenen Formation sind Beleg dafür, dass seine Karriere viele unglückliche Wendungen genommen hat. Der Liverpooler war in den 80er ganz nah dran am Durchbruch. Mit The Pale Fountains nahm er das fantastische Album "Pacific Street" auf, aber dann starb sein Freund & Gitarrist und der Traum versandete. Auch mit Bands wie Shack oder The Strands veröffentlichte Michael Head viele beeindruckende Songs, aber irgendetwas kam immer dazwischen, nicht zuletzt sein Drogen & Alkoholproblem.
Während des Lockdowns ist es Michael Head gelungen "clean" zu werden und trotzdem produktiv zu bleiben. Dass ist auch eins der Themen auf "Dear Scott", seinem vielleicht besten Album überhaupt. Der Albumtitel bezieht sich auf den amerikanische Dichter F Scott Fitzgerald, der in den 30er genau dasselbe versuchte.
Michael Head schlägt auf dem Album die Brücke zwischen Liverpool und Hollywood. Es könnte auch ein Soundtrack sein, was auch am Produzenten Bill Ryder-Jones liegt. Der ehemalige Gitarrist von The Coral hat sich in den letzten Jahren sowohl als Filmkomponist, als auch als Produzent einen Namen gemacht. Und da Ryder-Jones die Musik von Michael Head schon sehr lange bewundern, ist diese Kombination ein Dream Team.
Michael Head ist ein Symbol für der "Mersey Sound", hat ein untrügliches Gespür für feine Melodien, sein Jingle-Jangle Gitarrensound erinnert an The Byrds und seine Stimme geht ans Herz.
Die Musiker der Red Elastic Band könnten alle seine Kinder sein und wie sie seine Songs umsetzten spricht für tiefe Verbundenheit.
Bill Ryder-Jones Streicher Arrangements, seine Ideen und sein Gitarrenspiel sorgen dafür, dass "Dear Scott" vom ersten bis zum letzten Ton strahlt.
Für Michael Head ist das Songschreiben so ähnlich wie eine Kurzgeschichte zu verfassen, nur in drei Minuten verpackt. Kurzgeschichten durchziehen auch das Werk von F Scott Fitzgerald , dem Namensgeber des Album.
Auf "Dear Scott" passt alles. Ein Album, dass bleiben wird.
Carsten Wehrhoff