Plattenkritik - "Kosmos" von Bremer/McCoy

"Kosmos" von Bremer / McCoy
"Kosmos" von Bremer/McCoy | © Luaka Bop

Bereits nach ein paar Minuten kommt das Gefühl auf, einem Duo beim musikalischen Meditieren zuzuhören. Es entsteht ein Flow, bei dem die beiden perfekt harmonieren. Damit hat das dänische Duo Bremer/McCoy bereits ihr Ziel erreicht. Denn die beiden Musiker tun etwas Revolutionäres, indem sie versuchen, ihr Ego bei den Aufnahmen auf ein Minimum zu reduzieren. Es geht ihnen darum, in die Musik einzutauchen und sich improvisierend der Melodie hinzugeben.

"Wir achten sehr auf den Flow. Du musst sehr vorsichtig sein, damit du die Musik nicht überfrachtest, sie nicht in eine Richtung drängst, zu sehr vorausplanst. Nur, wenn du dein Ego runterschraubst, ist Raum da für das, was passieren kann.", so Bassist Jonathan Bremer. "Wenn du Musiker bist, denkst du oft, jetzt muss dies oder das passieren, dann platzierst du dich selbst außerhalb der Musik. Wir wollen so spielen, dass wir herausfinden, wohin die Musik will. Denn das ist die ultimative Freiheit.”

Seit 12 Jahren arbeiten Jonathan Bremer und sein musikalischer Partner, der Pianist Morton McCoy, an ihrem Konzept der "ultimativen Freiheit". Und auf dem neuen Album "Kosmos" hat das Duo dieses Ziel tätsächlich erreicht. Ausgehend von den Songideen, sind die Stücke auf "Kosmos" komplett improvisiert und trotzdem, bzw. vielleicht genau deshalb, vermittelt dieses Album ein Gefühl von tiefer Verbundenheit und Freiheit.

"Menschen haben immer Musik gespielt. Wir haben ums Lagerfeuer gesessen, gesungen, getanzt. Wenn wir gemeinsam Musik machen oder hören, dann kommunizieren wir ohne Worte. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es sehr wichtig, sich wieder an diese Art der Kommunikation zu erinnern. Ich glaube, jeder empfindet eine grundlegende Freude, einen Frieden in sich, wenn man etwas wahrnimmt, das auf wundervolle Weise entstanden ist," so Morton McCoy.

Besser lässt es sich nicht beschreiben. Das Album "Kosmos" ist keine Momentaufnahme, sondern wird auch in Zukunft seine Wirkung entfalten. In diesem Fall würde ich als Vinyl-Liebhaber doch das digitale Format empfehlen, denn auf diese Weise bleibt alles 32 Minuten im Flow und knistern darf hier auch nichts.

Carsten Wehrhoff, radioeins