Plattenkritik - "Foxes In The Snow" von Jason Isbell

In den USA spielt Jason Isbell in großen Hallen, doch hierzulande ist der Musiker aus Alabama noch weitgehend unbekannt. Dabei hat er bereits vier Grammys gewonnen und sein Mix aus Country-Rock, Americana und Southern Rock ist eine Klasse für sich.
Jason Isbell schreibt über Menschen, die es im Leben nicht leicht haben, die sich verlieren oder durch Süchte unterzugehen drohen. Seine Songs strahlen Authentizität aus, denn er hat solche Situationen selbst durchlebt und diesen Kampf zum Glück gewonnen. Isbells Songs sind oft nachdenklich und seine Protagonisten sind die einfachen Leute, für die ja auch Neil Young oder Bruce Springsteen viele Songs geschrieben haben. Mit den beiden verbindet Jason Isbell viel, denn mit seiner Begleitband The 400 Unit rockt Jason Isbell live wie Young mit Crazy Horse, oder Springsteen mit seiner E-Street Band.
Auf seinem neuen Album "Foxes In The Snow" ist nun alles anders, denn zum ersten Mal hat er sich nur mit seiner Gitarre und seiner unfassbar eindringlichen Stimme ins Studio begeben. Es ist im gewissen Sinne sein "Nebraska" (Bruce Springsteen) Moment und bleibt vielleicht das einzige Soloalbum seiner Karriere. Denn meist vermisst der Künstler seine Band The 400 Unit sehr schnell, wie er bei seinem Soloauftritt vor kurzem im Columbia Theater erzählte. Mit seiner Präsenz zog der hervorragende Gitarrist sein Publikum vom ersten Moment an in den Bann. Das gilt auch für "Foxes In The Snow", denn das Album wirkt beim Hören so, als säße er einem direkt gegenüber. Nicht als Star, sondern als ein Mensch.
Die Songs sind oft trauriger Natur, drehen sich um gescheiterte Beziehung, um Verletzungen und um das Sterben. Seine Tochter hat ihn mal gefragt, warum so viele seiner Songs so traurig klingen und Jason Isbell antwortete, "weil die Zeiten so sind".
Trotzdem machen seine 11 neuen Lieder auch Mut. "Sei hart, aber nur, wenn du es sein muss", heißt es in dem Song "Don’t Be Tough". Härte und Zerbrechlichkeit sind zwei Seiten derselben Medallie. Jason Isbell kommt aus den Südstaaten und hat die harten Seiten des Lebens kennengelernt, aber ein "Redneck" ist er nicht. Er steht für das "gute" Amerika, trotz Trump gibt es noch Menschen mit klarer Haltung. Jason Isbells Stimme sollte gehört werden.
Carsten Wehrhoff, radioeins ("Passion"