Off Days Festival - Róisín Murphy verwandelt die Zitadelle Spandau in einen Rave!

Róisín Murphy
Róisín Murphy (20.08.24 Zitadelle Spandau) | © IMAGO/Martin Müller

Bereits zum zweiten Mal trat die britische Sängerin mit ihrer Band in diesem Jahr in Berlin auf. Im März begeisterte Róisín Murphy ihre Fans in der Halle und gestern beim "Off Days" Festival war sie auch "open air" eine Klasse für sich.

Nachdem Peaches und Gossip bereits für Stimmung gesorgt hatten, war die Zeit reif für Róisín Murphy. Es musste erst dunkel werden, bevor ihre Show beginnen konnte, denn ihre Visuals und die gesamte Inszenierung brauchen den richtigen Rahmen.

Im Gegensatz zu vielen Dance Acts wird die Musik bei Róisín Murphy von Musikern gespielt und nicht vom Laptop abgerufen. Bass, Schlagzeug und Percussion geben den Beat vor zu dem sich Róisín Murphy frei und spontan bewegen kann. Sie ist für die Bühne geboren, wechselt bei jedem Song ihr Outfit, ohne dadurch den Flow ihres Auftritts zu unterbrechen. Die Band spielt einfach weiter, während Róisín Murphy kurz an den Bühnenrand huscht, um sich etwas Neues überzuwerfen. Sie ist eine Künstlerin mit vielen Facetten, zitiert Marlene Dietrich und Björk, ist extravagant und trotzdem immer sie selbst. Mühelos stellt Róisín Murphy den Kontakt zum Publikum her, das sie vom ersten Moment an feiert. Völlig zu Recht, denn ihre Präsenz und ihre Stimme sind einfach atemberaubend. Róisín Murphy ist immer in Bewegung, doch sie folgt keiner festgelegten Choreografie, sondern ist immer im Moment. "The Time Is Now", der große Hit von Moloko ist das Motto des Abends und Róisín Murphy und ihre Band präsentierten den Track in einem Liveremix, noch packender als das Original.

Alle Stücke an diesem Abend klingen anders als auf Platte, die Band spielt fantastisch und der Sound lässt nichts zu wünschen übrig. Das Publikum tanzt durchgehend, alle strahlen um die Wette. Man möchte gerne die Augen schließen, um sich ganz dem Groove zu ergeben, aber es fällt schwer, den Blick von der Bühne zu nehmen, denn ständig passiert etwas Neues.

Denn auch die visuelle Umsetzung der Musik folgt keinem festgelegten Muster, sondern wechselt ständig. Róisín Murphy filmt die Musiker, das Publikum und sich selbst, die Aufnahmen werden mit den Visuals verwoben und alles verbindet sich zu einer Einheit. Die Künstlerin ist mittlerweile 51 Jahre alt und hat überhaupt kein Problem damit, ihr Gesicht ganz nah vor die Kamera zu halten, als würde sie sagen wollen: "Seht her, ich gehöre nicht zum alten Eisen". Vor dem Konzert hörte ich ein Pärchen sagen: "Ist die denn überhaupt noch sexy?" Was für eine Frage! Daran besteht kein Zweifel.

Róisín Murphy ist die Königin des Dancefloors und ihr Auftritt gestern war überwältigend. "Let’s Make This Moment Last".

Carsten Wehrhoff, radioeins

Róisín Murphy
Róisín Murphy & Band (20.08.24 / Zitadelle Spandau) | © privat