Wie viele andere auch, zog es die Familie in den Norden des Landes nach Chicago. Auch in der „Windy City“ war das Leben nicht einfach, aber die Staples Familie zog ihre Kraft aus dem Glauben an eine bessere Zukunft. Ihr Vater Pops gründete die Familienband "The Staple Singers" und Mavis stand bereits mit 8 Jahren auf der Bühne. The Staple Singers waren eine Gospelband und wurden zur Stimme der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Ihre Songs wie "Uncloudy Day", "I’ll take You There" und vor allem "Respect Yourself" wurden zu Hymnen beim Kampf um Befreiung.

Mavis Staples Solokarriere war zunächst nicht von Erfolg geprägt, Ende der 70er Jahre dominierte Disco und später kam dann Hip-Hop, für Soul, Blues oder Gospel interessierte sich kaum jemand. Doch mit Prince änderte sich alles. Er verehrte Mavis Staples und bot ihr an, ein Album für sie zu schreiben und zu produzieren. Mavis war begeistert, bestand aber darauf, keine sexualisierten Texte zu singen. Sie erzählte Prince von ihren Erlebnissen und ihren Träumen und das waren die Quellen, aus denen Prince dann maßgeschneiderte Songs für sie schrieb.

Er ermöglichte ihr mit dem Album "The Voice" ein spätes Comeback und sein Tod hat Mavis Staples schwer erschüttert. Sie empfand so etwas wie "Muttergefühle" für Prince, den sie als äußerst schüchtern beschrieb und als "the most beautiful spirit that I have ever met."

Nach "The Voice" nahm Mavis Staples regelmäßig weitere Soloalben auf. Diese späten Alben waren und sind alles Geschenke, denn von Prince, über Ry Cooder, Jeff Tweedy bis Ben Harper, alle haben ihr Songs auf den Leib geschrieben, ihr Bestes gegeben und diese Alben liebevoll produziert. Ihre Persönlichkeit und Stimme haben alle beeindruckt und verzaubert. Ihre Energie und der ungebrochene Optimismus, dass das Gute siegen wird, zieht sich durch die ganze Karriere der Musikerin.

Mavis Staples stand 1963 an der Seite von Martin Luther King bei dem "March on Washington for Jobs and Freedom". Sie ist die letzte Überlebende, die dessen Vision "I Have A Dream" als Fackel weiterträgt. Aufzugeben war und ist für Mavis Staples keine Option.

Barack Obama ehrte Mavis Staples als "An American Treasure", Jeff Tweedy von Wilco, der drei Alben mit ihr machte, als "Königin".

Mavis Staples hatte niemals Gesangsunterricht. "Meine Stimme ist ein Geschenk Gottes, und wenn ich sie nicht nutze, missbrauche ich mein Geschenk.", lautet ihr Credo. Wenn sie singt, geht es immer um positive Energie, um den Glauben an eine gerechte Welt. Und die Kraft ihrer Stimme ist einfach unglaublich…

Heute feiert Mavis Staples ihren 85. Geburtstag und noch in diesem Jahr soll ein neues Album erscheinen. Eine Freundin von ihr bringt es auf den Punkt: "Unsere Augen haben nicht das gesehen, was ihre Augen gesehen haben. Dass Sie immer noch die Hoffnung in sich trägt, auch wenn alles den Bach runterzugehen scheint, gibt mir und vielen Menschen Hoffnung."

Happy Birthday Mavis Staples!

Carsten Wehrhoff, radioeins

Ein zweistündige Hommage gibt es hier